Kolbrücks Kracher: Wie gefährlich ist der Tem...
Kolbrücks Kracher

Wie gefährlich ist der Tempo-Wahn an der Kasse?

IMAGO / imagebroker

Schnelligkeit. Gerade an der Kasse gilt sie zunehmend als Heiliger Gral. Das könnte ins Auge gehen. Machen Sie doch mal langsam!

Neulich in einem Aldi: Eine Mutter fühlte sich "erschüttert", nachdem eine Kassiererin im Discounter sie zurechtwies, weil sie ihre Einkäufe zu langsam einpackte.

Die Kundin beschrieb den Vorfall in einer Facebook-Gruppe und fragte, ob andere schon einmal eine ähnliche Situation erlebt hätten.

„Ich hatte gerade eine wirklich unangenehme Erfahrung in meiner örtlichen Filiale, wo ich von der Kassiererin zurechtgewiesen wurde, weil ich meinen Einkaufswagen nicht richtig und schnell genug gepackt hatte", schrieb sie bei Facebook und behauptet, sie sei regelrecht angeschrien worden. Andere berichten in der Gruppe von ähnlichen Erfahrungen.

Zugegeben: Der Aufreger, der es sogar in die britischen Medien schaffte, ereignete sich im fernen Australien.
Aber wäre derlei nicht auch hier zumindest denkbar?

Ich glaube schon.
Siehe Edeka. Da spottet man gerne einmal über die Hektik an hiesigen Lidl-Kassen.


Allerdings wird hierzulande - Technik sei Dank – nicht nur beim Discounter immer schneller abkassiert. Selbst geübte Kunden kommen bei einer flotten Kassiererin oder einem flotten Kassierer mit dem Einpacken zuweilen kaum noch hinterher.

Nachdem man also womöglich in aller Ruhe seine Einkäufe erledigt hat, wird man auf dem letzten Meter gehetzt. Das hinterlässt keinen guten Eindruck, gibt einem selbst das Gefühl eine lahme Ente zu sein.
Nicht schön.
Ich kauf nicht gerne dort, wo ich mich mir wie ein Trottel vorkomme.
Manchmal wirkt es zudem fast wie ein Rauswurf. So wie im Restaurant (Sie erinnern sich vielleicht noch an das Konzept „Auswärts essen gehen“), wenn dort die Teller abgeräumt werden, kaum dass man mit dem Essen fertig ist.

Wo bleibt die „Slow Payment“-Kasse?

Warteschlangen können nervtötend sein. Schnelligkeit ist also gut bei diesem im Grunde unangenehmsten Augenblick des Einkaufs. Schließlich muss man sein Geld abgeben. Besser man bringt das zügig hinter sich. Man darf sich aber nicht täuschen lassen, wenn Kunden in einer repräsentative Befragung durch die Unternehmensberatung KPMG sagen, dass sie eine schnelle Abwicklung am Checkout ganz besonders wichtig finden.

Schnelligkeit heißt nicht Hektik, die den Kunden stresst.

Zu hohe Geschwindigkeit nämlich tötet die Lust – am Einkauf.

Wie wäre es also statt mit Tempo-Wahn mit ein paar „Slow Payment“-Kassen, wo Achtsamkeit zählt und nicht der Sekundenzeiger?

Wo es Express-Kassen gibt, da kann man sich doch auch eine Gemütlichkeits-Schlange vorstellen. Für alle, die sich gerne noch in der Kassenzone umschauen, die ein paar nette Worte mit dem Menschen an der Ladenkasse wechseln wollen – und für all jene, die den Einkauf einfach entspannter erledigen wollen.

POS-Ideen: Mehr Freude an der Kasse

Das kann man sich übrigens in Japan abgucken. Da testet man jetzt langsame Kassen für Senioren und alle anderen, die es nicht so eilig haben, die nicht gestresst werden wollen, die das mit dem Kleingeld nicht mehr so fix hinbekommen oder aus anderen Gründen länger brauchen.

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