Mit seinem ausgeklügelten Regionalprofil behauptet sich das Familienunternehmen Sutterlüty in Vorarlberg gegen die österreichischen LEH-Granden Billa, Spar und Hofer. Der Ländlemarkt in Gais zeigt, worauf es dem Händler dabei ankommt.
In seinem 2022 eröffneten Markt in Gais zieht das Traditionsunternehmen Sutterlüty im regionalen Profilierungsgeschäft gleich mehrere Register:
Während mittlerweile alle namhaften Lebensmittelhändler mehr oder weniger glaubwürdig dabei sind, dem Regionaltrend möglichst viel abzugewinnen, fokussiert sich das Unternehmen aus dem Bregenzerwald schon seit Jahrzehnten auf das Geschäft mit Herstellerpartnern aus dem Umland. Dadurch kann es sich bis heute im dicht besetzten Supermarkt-Wettbewerb gegen die nationalen Schwergewichte Spar, Billa oder auch Hofer behaupten. "Sutterlüty sorgt in Vorarlberg für Diversität in der Handelsstruktur", freut sich Alexander Kappaurer. Er teilt sich mit Inhaber Jürgen Sutterlüty die Geschäftsführung des Unternehmens in Egg.
Etwa ein Drittel der Produkte in ihren 26 Ländle-Märkten in Vorarlberg kommen mittlerweile aus der Region, ihr Umsatzanteil liegt je nach Standort bei bis zu 35 Prozent. Gemeinsam mit rund 1500 Lieferanten aus dem Bundesland Vorarlberg und dem Bodenseeraum hat der Händler über die Jahre ein funktionierendes regionales Netzwerk aufgebaut – sozusagen vom Ländle fürs Ländle. "Es geht darum, die Wertschöpfung im Land zu halten", betont Alexander Kappaurer.
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Knapp zwei Jahre später konnte der Nachfolger-Markt in schicker moderner Holzbauweise und mit einem fast doppelt so großen Sortiment wieder eröffnen – auf 810 Quadratmeter plus Restaurant. In Österreich heutzutage eine eher ungewöhnliche Fläche für einen Supermarkt. Normalerweise ist es dort schwierig, bei dem mittlerweile rigiden Raumordnungsrecht neue Standorte mit mehr als 600 Quadratmeter Verkaufsfläche genehmigt zu bekommen. In Gais blieben auch nach dem Brand die ursprünglichen Genehmigungen gültig.
Gleich am Eingang empfängt das hauseigene Restaurant "Gusto" die Gäste mit 64 Sitzplätzen innen und 38 auf der Terrasse. Konzeptionell ist Gastronomie für Sutterlüty "als erste Frischeabteilung im Markt immens wichtig", so Kappaurer. Nach Möglichkeit gehört sie zumindest in jedem neuen oder modernisierten Markt als Profilierungselement dazu.
Vor Ort bereitet ein Koch jeweils zwei täglich wechselnde Zwei-Gänge-Menüs mit Verkaufspreisen zwischen 8,90 und 9,40 Euro zu, auch an anderen Standorten hat jeder Markt seine eigene Wochenkarte. Neben den bodenständigen Gerichten wie Kässpätzle mit Röstzwiebeln oder Riebel mit Apfelmus sind auch Heiße-Theke-Produkte ins Angebot integriert. Sonntags hat das Restaurant fürs Frühstück- und Mittagsgeschäft geöffnet.
Unter den regionalen Spezialitäten sind etwa 150 feste und bis zu 50 saisonale Produkte unter der Eigenmarke "Sutterlüty's". Auch diese verkaufen sich gut. "Damit machen wir genauso viel Umsatz wie mit 600 Bioartikeln", freut sich Kappaurer. Nicht zuletzt vermarktet der Händler die Wertschöpfung aus dem Ländle offensiv. Beispielsweise über Storytelling auf den Etiketten: Auf den Artikelschildern informiert Sutterlüty im Corporate-Pink über die jeweilige sorgfältige Herstellungsweise. Dazu kommen zahlreiche Hinweise im Markt: Auf einer Tafel und den Kassenbons weist das Unternehmen den erzielten wöchentlichen regionalen Umsatzanteil aus. Meist kommt dann noch ein Regalstopper hinzu, auf dem wiederum Produktvorteile ausgelobt oder als "Geheimtipp aus der Region" beworben werden.
Alles wirkt durchdacht. Seit Jahren arbeitet der Händler bei der Inneneinrichtung mit dem Partner Redsquare Ladendesign zusammen.
Im dicht besetzten österreichischen LEH ist die Expansion schwierig. Daher investiert das Familienunternehmen vorrangig in die Modernisierung älterer Flächen, neue Standorte bleiben eher die Ausnahme. Für 2023 steht vor allem die Optimierung des Energiehaushalts in den Bestandsmärkten auf der Unternehmensagenda.