Weniger, dafür besseres Licht: Spotbeleuchtung und Akzentuierung ist der Megatrend im Supermarkt. Moderne LEDs machen es möglich.
Mehr Licht – für Supermärkte gilt dieses geflügelte Wort nicht mehr. Zumindest nicht mehr so ganz. Denn während in der Vergangenheit Grundbeleuchtung wichtig war, ist jetzt Feintuning mit besserem Licht angesagt. Genauer gesagt: Akzentuierung. Lebendig soll es sein. Kontrastreich. Zoniert. Differenziert. Hauptsache, kein Licht-Einheitsbrei. Angeschienen wird alles, was nicht wegrennen kann: Abteilungen, Warengruppen, sogar einzelne Produkte.
Möglich macht’s der (oft schon vollzogene) Wechsel auf LED. Die Leuchtdioden schauen nicht nur besser aus – weil kleiner, filigraner, optisch ansprechender – sondern haben auch mehr Wirkung: etwa durch neue Lichtfarben mit stark verbessertem Farbwiedergabeindex. LED-Spektren können heute warenspezifisch, farbintensivierend oder natürlich-sonnenlichtähnlich sein. Zur Akzentuierung kommen technische Gadgets bei der Verteilung des Lichts, wie Drahtlos-Steuerung per Bluetooth.
„Licht ist ein elementarer Bestandteil im Store Design, das das gesamte Erscheinungsbild eines Supermarkts entscheidend prägt. Ein gezieltes Lichtkonzept hilft, das Gesamtkonzept stimmungsvoll umzusetzen und Einrichtung sowie Produkte wirkungsvoll in Szene zu setzen“, sagt Bernhard Heiden, CSO und Creative Director beim Designer und Ladenbauer Interstore/Schweitzer.
Hieber-Frischetheke in Steinen: Lichtfarbe „SpecialMeat“ trifft auf den Farbverstärker „BeColor“.
Auch die Kunden zu lenken oder die Verweildauer zu erhöhen, können demnach Ziele sein. Herausforderung sei für Kaufleute, ideale Lichtqualität auf die Fläche zu bringen und dabei Nutzen und Energieverbrauch abzuwägen – denn auch der steht im Fokus. Warenverderb muss ebenfalls bedacht werden. Deshalb: „Ideal und korrekt beleuchten.“
E-Center Weserpark: Shop-in-Shops heben sich von Durchgangsflächen ab
Jüngstes Beispiel für ein modernes Konzept ist die Kooperation von Interstore/Schweitzer mit dem italienischen Lichtspezialisten Imoon im E-Center Weserpark. Der Bremer Markt hat besonders viele Shop-in-Shops, wie Käsemarkt, Jungle (Saft)Bar oder Feinkostwelt. Die Lichttechniker leuchten diese Zonen punktuell an, schaffen starke Kontraste zu den Durchgangsflächen und lenken die Aufmerksamkeit der Shopper auf die Ware – ganz so, wie es sein soll.
„Extra Warm HD“ soll im Edeka-Center Weserpark Wärme bringen. Die Leuchten hängen an einer in die Zwischendecke eingebauten Schiene.
Interstore/Schweitzer und Imoon setzen dabei eine Fülle von LEDs ein, wie „Full Colour“ in der Obst- und Gemüseabteilung oder „Extra Warm HD“ in der Käse-, Back- und Konditorzone. Erstes wertet die Farben der Produkte auf und unterstützt die Wahrnehmung von Frische und Qualität, zweites sorgt für warme Atmosphäre.
In den strategischen Bereichen Metzgerei und Gastronomie kann man die Leuchten kabellos und je nach Bedarf steuern. Verschiedene Stimmungen lassen sich so erzeugen. Das ist vor allem dann wichtig, wenn sich der Einsatzzweck der Abteilung ändert.
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Etwa, wenn Events stattfinden. Dass schön auch praktisch sein kann, zeigen die auf die In-Store-Kommunikation gerichteten Leuchtkörper mit „Ultrawide Optik“ (extrabreiter Ausstrahlwinkel). Damit die Orientierungsschilder und -grafiken nicht reflektieren, kommen spezielle Filter zum Einsatz. Ähnlich wie bei den Kassen, wo Optiken mit niedrigen Blendwerten Konflikte mit den Bildschirmen vermeiden sollen.
Mit Licht zur individuellen Händlermarke
Den Trend zur Akzentuierung sehen auch andere Lichtbauer. Etwa Bäro. Dass er Kaufleuten gleichzeitig hilft, sich einzigartig zu machen, erklärt Marketing-Geschäftsleiter Christof Volmer: „Supermärkte werden immer hochwertiger und individueller, entsprechend wünschen sich Händler auch differenzierte, individuell geplante Beleuchtung.“
Gleichmäßige Wandflutung mit deckenbündigen Einbauleuchten. Die asymmetrische Lichtverteilung erzeugt Weite.
Ein durchgängiges Design der Leuchten kann laut Volmer eine gestalterische Klammer darstellen, aber auch hier ist Individualisierung Trumpf: Etwa mit Leuchten in exklusivem Design für die (Händler)Marke oder mit individuell gestalteten Schirmen, Farben und Oberflächen, um Akzente im Raum zu setzen und Wiedererkennbarkeit zu schaffen. Übergeordnete Ziele sind Attraktivität, optimale Warenpräsentation, gute Orientierung im Markt sowie eine Atmosphäre, in der sich die Kunden wohlfühlen. Und das schaffen Händler mit weniger, aber besserem Licht.
Hieber-Markt Steinen: Wandfluter mit Weite-Trick
Wie es geht, sieht man exemplarisch im neuen Edeka-Hieber-Markt in Steinen. „Frischetheken beleuchten wir heute mit warenspezifischem Licht, eventuell auch kombiniert mit farbintensivierendem Licht“, so Christof Volmer. In Steinen kombinieren die Bäro-Planer an der Fleischtheke den Klassiker unter den warenspezifischen Lichtfarben, „SpecialMeat“, mit der farbintensivierenden Version „BeColor“, die einen CRI > 96 (Farbwiedergabe-Index; 100 wäre perfekt) und eine ähnlichste Farbtemperatur von 3.500 K bietet. „Verglichen mit ausschließlich warenspezifischen Lichtfarben ist die Wirkung solcher Kombinationen subtiler und natürlicher, die entsprechend beleuchteten Zonen blenden sich außerdem sanfter in ihre Umgebung ein“, meint Volmer.
Das E-Center Weserpark setzt auf LEDs namens „Meat/Fish HD“. Weiße Farbtöne sollen natürliche Lichtstimmung schaffen
Freilich gibt es auch Bereiche, wo eher gleichmäßiges Licht wichtig ist. In Steinen erhalten die Thekenrückwände dieses aus speziellen Wandflutern. Der Trick: Mittels „Intara“-Einbauleuchten bekommt der Raum Weite. Sie erzeugen asymmetrische Lichtverteilung, die unmittelbar unter der Decke ansetzt und durch ihre horizontalen Anteile auch die Arbeitsplätze hinter den Theken ausleuchtet.
Vorsicht vor Übergangs-Mischmasch
Bei aller Licht-Euphorie sollte allerdings bedacht werden, dass Flächen wie das E-Center Weserpark oder der Hieber-Markt Steinen Vorzeigeprojekte sind, technisch „State of the Art“. Für manche Händler steht erst mal noch Kärrnerarbeit in Sachen LED-Übergang an, mahnen die Lichttechniker von Ledvance, einer aus Osram hervorgegangenen Firma: „Im Jahr 2023 führen gesetzliche Regelungen dazu, dass bestimmte Leuchtstofflampen nicht mehr in den Verkehr gebracht werden dürfen. Diese Produkte stellen in einigen Supermärkten noch den Großteil der Beleuchtung dar“, sagt André Schweinsberg, Key Account Manager Shop.
Differenzierte und akzentuierte Beleuchtung: Schafft Orientierung, inszeniert Warengruppen, bringt Shoppern Phasen der Aufmerksamkeit und der Entspannung.
Individuelles Händlerdesign: Mit exklusiven Leuchten, Schirmen, Farben und Oberflächen. Das setzt Akzente im Raum und fördert die Wiedererkennbarkeit des einzelnen Kaufmanns.
Flexible Beleuchtungstechnik: Bewältigt auch komplexe Aufgaben und Raumsituationen erfolgreich. Etwa bei Abteilungs- und Markt-Events oder während unterschiedlicher Einkaufssituationen im Tagesverlauf.
Zukunftsvision KI-Steuerung: Flexible Beleuchtung wird bereits heute per Bluetooth ausgerichtet. Künftig könnte sogar Künstliche Intelligenz dafür sorgen, dass sich das Licht dynamisch an das Kundenverhalten anpasst.
Wer jetzt seinen Übergang plant, sollte auf jeden Fall eine „wilde Mischung zwischen alten und neuen Technologien“ vermeiden. Denn: „Das führt zu einem uneinheitlichen Erscheinungsbild.“ Ledvance nennt als einfachste Lösung LED-Röhren aus Glas oder alternativ, zur Ausleuchtung von Regalen und Gängen, optisch und technisch weiterentwickelte LED-Lichtbänder.
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Und weil die Möglichkeiten der Lichtgestaltung in Bestandsmärkten oftmals durch bauliche Rahmenbedingungen vorgegeben sind, hilft es, verschiedene Verkaufsflächen einzeln zu betrachten. „Besonders die Obst- und Gemüsezone bietet sich an. Hier kann man leicht durch Stromschienenstrahler mit warenspezifischen Spektren die Ware frisch und knackig aussehen lassen“, so Ledvance. Im Kosmetikbereich ist dagegen eher ein brillantes Licht gefragt.
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