Kolbrücks Kracher: Handzettel war gestern -  ...
Kolbrücks Kracher

Handzettel war gestern -  jetzt kommt TikTok

IMAGO / imagebroker

Selbst viele Händler, die bei Instagram und Facebook aktiv sind, machen um TikTok einen Bogen. Dabei wird das Netzwerk immer wichtiger. Und der Einstieg ist gar nicht so schwer.

Facebook. Check.
Instagram. Check.
Doch wenn Händler über TikTok nachdenken, gehen die Mundwinkel nach unten.
'Versteh ich nicht. Mach ich nicht. Digitales Kasperletheater.'
Der Gedanke liegt nahe.
Falsch ist er trotzdem.
Schlimmer noch: Händler, die sich nicht auf TikTok wagen, verpassen womöglich den Kunden der Zukunft, der sich von seinen Eltern erklären lassen muss, was ein Handzettel ist.

Gerade erst hat eine Studie des ECC mit dem Vorurteil aufgeräumt, dass TikTok nur digitale Bespaßung für kleine Kids und gelangweilte Teens ist. Denn altersübergreifend nutzt inzwischen jeder fünfte Konsument in Deutschland die App und erreicht täglich mehr Aufrufe als Instagram.
ecc

Kein Wunder also, dass die großen Handelsketten wie Rewe, Edeka, Kaufland und Globus mal mit Macht und mal noch schüchtern in das Netzwerk drängen.

Jüngstes Beispiel: Aldi.

Der Discounter startet bei TikTok gerade unter dem Motto "Mehr für dein Geld"  eine Preiskampagne. Um besser gehört zu werden hat Aldi dafür Tiktok-Stars wie  Shirli, Tänzer Ken sowie Tim Schäcker und Bene Schulz von den "Elevator Boys" an Bord geholt.  

Mehr für dein Geld | ALDI SÜD


Um ein altes Klischee zu bemühen: Keiner rechnet so genau mit dem Zehntelcent wie Aldi. Und der Discounter wäre sicher nicht dort, wenn er nicht wetten würde, dass er sogar den einen oder anderen Joghurt via Tiktok verkaufen kann.

Aber auch Händler können TikTok für sich nutzen. Edeka Esslinger, Social-Media-Profi, hat längst so etwas wie Kult-Status bei Tik-Tok erreicht und 380.000 Fans.
@edekaesslinger

@dominicluca antworten 😁👍

♬ Originalton - EDEKA

Aber es geht auch ganz einfach. Hauptsache, die Idee stimmt. Das zeigt dieses schon etwas ältere Video von Rewe Niederaula aus der Mittagspause.
Oder man geht spielerisch mit dem Sortiment um. Wie das geht, zeigt das Team im Rewe-Markt Herroeder.
Der Einstieg ist leicht. Gefragt ist nämlich nicht perfekte TV-Qualität und Hochglanzoptik. Wichtiger sind Authentizität und Sympathie. Zudem erwarten die Nutzer laut Studie unter anderem Trends (67 Prozent) sowie Angebote und Rabatte (64 Prozent).

Zeigen könnten Händler also neue Produkte und Aktionen, oder auch den Mannschaftsgeist, Haltung, Freundlichkeit oder die eigenen Stärken als Arbeitgeber. Das hilft dann auch, wenn man sich um neue Mitarbeiter bewirbt. Die schauen nämlich auch bei Tikok nach.

Denn die Nutzer schauen sich – anders als das gängige Vorurteil vermuten lässt – eben nicht nur flotte Tanzvideos an.

Es geht daher – nur so als Anregung aus anderen Bereichen - auch mit einfachen Mitteln.

Beispiel Khabane „Khaby“ Lame, der sich in seinen Kurzvideos wortlos über angebliche „Lifehacks“ lustig macht und dabei die naheliegende Lösung zeigt. Damit zählt er inzwischen zu den Superstars des Netzwerks.

Beispiel Doktor Sex, „Powered by DAK-Gesundheit“, gibt hundertausenden Fans Aufklärung wie in besten „Bravo“-Zeiten.

Ihr Vorteil, wenn Sie sich jetzt Ausprobieren: Die Erwartungen an Händler sind noch nicht allzu hoch. Sie können sich also Fehler erlauben und Erfahrungen sammeln. Dann haben Sie einen Vorsprung, wenn ihr Wettbewerber im Markt plötzlich feststellt, dass seine neuen Kunden noch nie etwas von einem Handzettel gehört haben.

Schon gewusst? Wir üben auch auf TikTok.

Kolbrücks Kracher gibt es exklusiv jeden Donnerstag auf LZdirekt.de.

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