Effektiver Einsatz von Warensicherung : Laden...
Effektiver Einsatz von Warensicherung

Ladendiebstahl: Welche Technik wirklich sinnvoll ist

IMAGO / Shotshop

Eine Warensicherungsanlage oder einer Videoüberwachung ist eine gute Ergänzung, um Inventurverluste „im Rahmen“ zu halten. Welche Technik ist am besten? Ein Gastbeitrag von Branchenexperte Hans Günter Lemke.

Elektronische Artikelsicherung ( EAS) - „Electronic Article Surveillance“

Auf dem Markt haben sich unterschiedliche Systeme der elektronischen Artikelsicherung (EAS) etabliert, die nach verschiedenen technischen Verfahren arbeiten.  

Das Funktionsprinzip ist im Grundsatz bei allen gleich. Die Artikel werden durch Spezialetiketten gesichert. Diese Etiketten können durch berechtigtes Personal entfernt bzw. deaktiviert werden.  Sobald ein

Kunde versucht, mit unbezahlter Ware den Laden zu verlassen, wird ein Alarm ausgelöst.

Die Empfangs- bzw. Detektionseinrichtungen sind je nach verwendeter Technik als Schleusensystem mit seitlich angeordneten Detektionsantennen, als Bodensysteme, als Überkopfsysteme als integrierte Systeme, z.B. in Schaufensterpuppen, anzutreffen.
Über den Autor
Hans Günter Lemke bietet neben Schulungen und Webinaren, auch spezielle Fachbücher zum Thema an. Aktuell ist in 2021 erschienen "Erfolgreiche Diebstahlvorbeugung und Inventursicherung" im epubli- Verlag.Infos unter: www.lemke-training.de
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Als Sicherungsetiketten kommen je nach verwendeter Grundtechnik Hart-, Klebe- und Softetiketten in Betracht. Diese werden mit einem speziellen Verschluss und Spezialnadeln an der Ware befestigt.

Das gefahrlose und beschädigungsfreie Entfernen der Sicherungsetiketten vom Produkt ist nur mit speziellem Gerät, z.B. mit Spezialmagneten, mechanischen, pneumatischen oder elektronischen Lösezangen möglich.

Die Sicherungsetiketten werden dann durch berechtigtes Personal entfernt bzw. deaktiviert. Dazu gibt es verschiedenartige Möglichkeiten der Entwertung, entweder sind diese direkt in oder an der Kasse eingebaut oder man entfernt die Sicherungsetiketten mit einem Handgerät.

Basistechnologien für EAS

Die beiden wichtigsten Basistechnologien für EAS, die sich in der Praxis durchgesetzt haben, werden im Folgenden vorgestellt.
Alle Systeme bestehen in der Regel aus Sicherungsetiketten, die an den Artikeln befestigt werden und aus Empfangseinrichtungen ( Schleusen), die an Ein- und Ausgängen bzw. Abteilungsgrenzen angeordnet sind. 

Es gibt verschiedenartige Sicherungsetiketten, vom einfachen Klebeetikett, bis hin zum auffälligeren Etikett zum Sichern von Sportschuhen, Sporttaschen oder Textilien.

Auch künftig ist davon auszugehen, dass alle drei Technologien nebeneinander angeboten werden.

Radio-Frequenz-Technik

Bei der Radio- Frequenz- Technik wird durch Sende- und Empfangstechnik ein räumlich begrenztes Radiofrequenzfeld erzeugt. Für die Detektion- die Auslösung des Alarms- kommen Ein- oder Mehrantennensysteme in Frage.

Bein Einantennensystem sind Sender und Empfänger kombiniert untergebracht. Damit lassen sich bei Mittelstellung der Antenne Ausgänge in Abhängigkeit der eingesetzten Etiketten bis zu einer Durchgangsbreite von 2,40 m absichern.

Aus technischen Gründen ist eine Aneinanderreihung des Einantennensystems nicht möglich, so das bei größeren Durchgangsbreiten getrennte Sende-/und Empfangsantennen montiert werden müssen. Hier lassen sich Ausgänge von 10 und mehr Metern mit vielen Antennen überwachen.

Für die Warensicherung kommen alle gängigen Etikettenarten wie Hart-, Soft- und Papieretiketten in Frage.
Die Detektion lässt sich weder durch Körperabschirmung noch durch dicke Taschen vermeiden.

Metallische Waren lassen sich nicht absichern, da hier die Radiowellen eliminiert werden.
Die RF- Technik hat eine durchschnittliche Detektionsrate, d.h. eine gute Auslösequalität und ist universell einsetzbar. 

Akustomagnetische Technik (AM)

Bei der akustomagnetischen Technologie senden die Antennen im Ausgangsbereich Ultraschall- Schwingungen aus. Die Hart- bzw. Klebeetiketten enthalten zwei dünne Metallplättchen, die von den Antennen in Eigenschwingungen versetzt werden. Das Sicherungssystem erkennt diese Schwingungen des Etiketts innerhalb einer Erfassungsbreite und gibt Alarm.
Die Durchgangsbreite beträgt bei allen bis zu ca. 2,40 Meter mit vertikal installierten Antennen.   

Eine Aneinanderreihung mehrerer Systeme für beliebig größere Durchgangsbreite ist möglich. Mit Bodenantennensystemen können unendlich breite Ausgänge abgedeckt werden.
Der geringe Installationsaufwand, die gute Auslösequalität sowie relativ kleine bzw. leichte Etiketten sind als Vorteile herauszustellen.

Durch die einzigartige Beschaffenheit der Etiketten ist diese Technologie nahezu fehlerfrei mit hindurch getragenen Waren.
Zu beachten ist die Druckempfindlichkeit des Papieretiketts, da das Schwingungsverhalten unter Druck verändert wird. Hierbei ist zu bemerken, dass bei jeder EAS- Technologie ein Klebeetikett einfach mechanisch manipulierbar ist bzw. von der Ware entfernt wird.

Mit den kleinen Klebeetiketten können nahezu alle Warenbereiche gesichert werden. Selbst in metallhaltigen Verpackungen löst diese Technologie einen Alarm im EAS System aus.
Selbst für Artikel gibt es für dieses System mittlerweile Sicherungsetiketten, die problemlos für den Mitarbeiter zu öffnen sind.

Qualität der Warensicherungsanbringung

Wenn sich ein Betrieb für eine Warensicherung entschieden hat, ist es unabdingbar, sich ein Konzept zu erstellen, wie Artikel zu sichern sind und wo der Mitarbeiter an der Kasse das Sicherungsetikett entwerten muss. 
Hierbei ist es sinnvoll, für die verschiedenen Warengruppen und Artikel, die gesichert werden sollen, abzustimmen, wo das Etikett befestigt wird.
Es ist immer genau zu überlegen, welche Art von Etiketten eingesetzt werden soll.

Einsatz von Video

Der Einsatz einer Videoüberwachungsanlage ist mittlerweile aus dem deutschen Einzel- und Fachhandel nicht mehr weg zu denken.
"Auch Attrappen können durchaus eine abschreckende Wirkung entfalten."
Hans Günter Lemke
Diese sind aktuell in allen Preislagen einsetzbar.
Mit Hilfe von Videoüberwachungsanlagen lässt sich das Geschehen vor Ort bzw. in einem Geschäft beobachten.
Sie sind heute ein wirkungsvolles Instrument zur Diebstahlprävention und zur Überführung von Dieben und Betrügern im Handel.

Aber: Videoüberwachung setzt voraus, dass andere Maßnahmen bereits ausgeschöpft oder aus finanziellen Gründen für Sie als Unternehmer nicht tragbar sind. Erst dann sind sie laut Datenschutz berechtigt, eine Videoüberwachung in Ihrem Geschäft zu installieren.

Die Videoüberwachung bietet folgende Vorteile:
Vor allem Gelegenheitsdiebe, die in den letzten Jahren mehr geworden sind, werden durch Videoüberwachungskameras, die gut und sichtbar installiert sind, abschrecken.

Die Videoaufzeichnung erleichtert die Beweissicherung und Identifizierung des Täters.
Es lassen sich beliebig viele Objekte und Verkaufsräume gleichzeitig überwachen. Eine Dauerüberwachung ist möglich. Sie ist allerdings personal- und kostenintensiv, da eine mögliche Intervention im Fall eines Diebstahls jederzeit Mitarbeiter verfügbar und anwesend sein müssen. Meist wird ein Mitarbeiter für die jeweilige Festnahme/ Verfolgung des/ der Täter benötigt.  
Es ist nicht unbedingt erforderlich, nur „scharfe“ Kameras zu installieren. Auch Attrappen können durchaus eine abschreckende Wirkung entfalten.
Sinnvoll ist eine kombinierte Installation von „falschen“ und echten Kameras. Sie sind leicht auszutauschen, so dass an einem bestimmten Bereich im Geschäft zeitweise echte Kameras, zeitweise Attrappen im Wechsel installiert werden.   

Rechtliche Rahmenbedingungen

Beim Einsatz von Fernsehüberwachungsanlagen sind sowohl die innerbetrieblichen als auch die Belange der Kunden zu berücksichtigen.
Zur direkten Überwachung des eigenen Personals muss ein im Unternehmen vorhandener Betriebsrat seine Zustimmung geben. 
Bei der Überwachung der Umkleidebereiche ist darauf zu achten, dass die Privatsphäre der Kunden nicht verletzt wird.
Weiter darf sich der Überwachungsbereich der Kameras nicht über die eigenen Grundstücksgrenzen hinaus erstrecken.
Meist reicht es in kleineren Geschäften aus, wenn 2-4 Kameras im Verkaufsraum installiert werden.
Zur größeren Abschreckung ist dann noch ein Monitor im Eingangsbereich einsetzbar, so dass der Kunde schon beim Eintreten erkennt, dass eine Überwachungsanlage vorhanden ist.
Die Kunden müssen durch Aushang beim Betreten des Ladenlokals darauf hingewiesen werden, dass eine Fernsehüberwachungsanlage installiert ist.

Ranking: Die Top 10 der Ladendiebe

Auch ist sinnvoll, zur „Abschreckung“ in einzelnen Bereichen des Geschäfts, wo besonders viel gestohlen wird, dementsprechende Hinweisschilder anzubringen.
Ein großer Monitor schon im Eingangsbereich installiert und gut sichtbar für jeden Kunden, ist ein weiteres Hilfsmittel gegen Ladendiebstahl.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass im Laufe der Jahre die Technik der Videoüberwachung sehr vieles erreichen kann, der Umgang mit dieser insgesamt noch moderneren Technik jedoch auch sensibel zu behandeln ist.


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