Eine Kultmarke mit teuren Tech-Produkten und ein Supermarkt der Tomaten und Dosenravioli mal mehr, mal weniger günstig verkauft – wenig könnte weiter auseinanderliegen. Doch man kann sich trotzdem etwas abschauen.
Apple hat offenbar die iPad-Produktion gerade stark zurückgefahren. Grund: Man braucht das Material für das iPhone 13. Dahinter steckt die globale Chip-Versorgungskrise. Wer beispielsweise eine PS5 für Weihnachten kaufen will (oder ein neues Auto) kennt das Problem.
Das Unternehmen bevorzugt die Produktion des iPhone 13 zum Teil deshalb, weil es eine stärkere Nachfrage nach dem Smartphone als nach dem iPad erwartet.
Es ist nicht das erste Mal, dass Apple dem iPhones den Vorrang gibt. Schließlich macht es Sinn, ein Gerät zu bevorzugen, das rund
50% des Umsatzes macht, wenn das andere Geräte nur 10% zum Umsatz beiträgt.
„Die Sorgen von Apple möchte ich gerne haben“, höre ich da manchen Händler sagen. Oder gleich ein „Komm zum Punkt. Ich muss noch O&G machen“ seufzen.
Genau das ist aber der Punkt. Diese „Sorgen“ haben Händler ja auch!
Herr Pareto weiß, wie Sie Umsatz machen
Dahinter steckt das Pareto Prinzip, das der italienische Ökonom
Vilfredo Pareto Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte.
Und dieses statistische Prinzip gilt grob gesagt auch in der in der Obst- und Gemüseabteilung des 21.Jahrhunderts. Und überall sonst im Markt. Jedenfalls im Allgemeinen. Wie das bei Statistik eben so ist.
Das Prinzip besagt nämlich salopp formuliert, dass 20 Prozent der Produkte in der Regel 80 Prozent des Umsatzes erzielen.
Und jetzt schauen wir uns mal in beispielsweise in einer Obst- und Gemüseabteilung um.
Da gibt es Cherry-Tomaten, Kirschtomaten, Honig-Tomaten, Cocktailtomaten, Strauchtomaten, Pralinen-Tomaten, Roma, Datterino, bio, regional, Angebote, Eigenmarken und vielleicht noch
Camparis. Vermutlich hab ich noch ´was vergessen.
Ich wette: Sie können sofort
die Renner und die Penner nennen. Das liegt an Kunden wie Herrn Pareto.
Und an Menschen wir mir. Ich bin als Kunde dann nämlich immer etwas überfordert. Erst recht, wenn die beste Ehefrau der Welt auf dem Einkaufszettel wieder mal nur „Tomaten“ notiert hat. (Aber wozu hat man sein iPhone dabei?)
Das Konfitüre-Experiment
Am liebsten würde ich dann gar keine Tomaten mehr kaufen.
Das liegt am
Auswahl-Paradox. Sie kennen vielleicht das Konfitüren-Experiment. Forscher stellten einen Probierstand mit Marmeladengläsern auf, einmal mit sechs Geschmacksrichtungen und ein weiteres Mal mit 24 unterschiedlichen Sorten.
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Kolbrücks Kracher
Magische Trigger rund um den Preis
Die Marmelade kostet 1,39, das Pfund Erdbeeren 3,49. Hinter diesen Preisen steckt Kalkulation – und Psychologie. Hier sind noch mehr Psycho-Trigger rund um den Preis. »
Viel geguckt wurde bei den 24 Sorten. Mehr gekauft aber wurde aber bei nur sechs Geschmacksrichtungen.
Es kann also gleich doppelt Grund geben, sich an Apple ein Beispiel zu nehmen und weniger Ware zu wagen – oder sie zumindest anders zu gewichten. Wenn Produkte nur unwesentliche Gewinne erzielen oder nur wenig zum Gewinn beitragen, sollte man sich an Herrn Paretto erinnern und die Produktpalette anpassen. Vor allem damit Kunden nicht nur gucken, sondern auch kaufen.
Kolbrücks Kracher gibts jeden Donnerstag auf LZdirekt.de.