Kolbrücks Kracher: Wenn Promis und Reklamehel...
Kolbrücks Kracher

Wenn Promis und Reklamehelden Schlagzeilen machen

picture alliance / HANS PUNZ / APA / picturedesk.com | HANS PUNZ // Pink/Instagram
Pink hatte Sorgen. Sie hatte keinen Likör.
Pink hatte Sorgen. Sie hatte keinen Likör.

Gefühlt werben immer mehr Promis für Lebensmittel oder bringen gleiche eigene Marken heraus. Wie lange geht das am POS noch gut?

Vielleicht ist das ja auch so ein Problem des Alters und der Vielzahl der Medienkanäle.
Meiner einer kannte ja aus dem Werbeblock nur ein paar Kunstfiguren wie Tilly, Meister Proper, das HB-Männchen, Frau Sommer, Claudia Bertani und ansonsten als Prominenten gerade mal Franz Beckenbauer, der Knorr-Suppe löffelte.

Franz Beckenbauer: Kraft auf den Teller - KNORR auf den Tisch


Heute sind jede Menge echte Menschen und Promis serienweise als Reklamehelden in Diensten des Abverkaufs. Im TV, im Netz und als Pappaufsteller am Regal.
Das lohnt sich: Shirin David, Capital Bra und neuerdings Haftbefehl mit dem Hanf-Eistee „Baba HafTea“ haben beispielsweise mit eigenen Produkten erfolgreich eine Kategorie aufgemischt. Sie machen damit auch Schlagzeilen in eigner Sache.
Die Zielgruppe ist klar: Kids, die die Rapper kennen. Und Eltern, die ihre Kinder kennen.
 
Andere Stars wie George Clooney haben einem Produkt so richtig den Lifestyle-Appeal verpasst. Und weil solche Schauspieler sogar Menschen in meinem Alter kennen, klappt das auch da. So gesehen ist zwischen Clooney und Haftbefehl kein allzu großer Unterschied. Auch nicht zu Clooney-Kumpel Brad Pitt. Obwohl der für De`Longhi wirbt. In jedem Fall aber macht solch ein Duell ebenfalls Schlagzeilen. Das ist dann für alle Beteiligten ein gutes Geschäft.
 
Händler wissen das: Läuft ein Promi-Spot im TV, macht es Sinn in den nächsten Tagen Ware nachzuordern.
Bei Influencern bei Instagram und Co lässt sich das nicht ganz so leicht planen. Aber auch da sorgt es für Umsatz, wenn die kleinen und großen Sternchen insbesondere Neuprodukte ins Smartphone halten. Das gibt hier Likes und da Mehrausgaben. Oder Taschengeldnachforderungen. Und je nach Influencer sorgt das dann in Boulevard-Medien für Schlagzeilen.

Und dann sind da auch noch jene Influencer, die nicht sich selbst feiern, sondern nur das Produkt. Auch da kann es sich lohnen, den digitalen Finger zu heben, wenn Instagrammer wie Supermarktnews oder christinas_food_blog oder natürlich foodnewsgermany neue Ware zeigen.
"Es kann sich lohnen, den digitalen Finger zu heben, wenn Instagrammer neue Ware zeigen."
Werbung mit bekannten Gesichtern und Namen funktioniert allerdings erst dann immer ganz besonders gut, wenn der Promi glaubwürdig hinter der Marke steht. Authentizität nennt sich das dann.
Und die lässt sich nicht nur schwer aussprechen. Die lässt sich auch schlecht konstruieren. Vermutlich ein Grund, warum das mit Beckenbauer und Knorr damals keine Sache für die Ewigkeit war.
Auch Roland Trettl gibts als Pappaufsteller.
Kloster Kitchen
Auch Roland Trettl gibts als Pappaufsteller.

Koch trifft Kloster

Wenn Marke und Person zusammen passen, kann es aber selbst für kleine Hersteller funktionieren, die keinen millionenschweren Werbeetat für Stars haben und mit ihrer Ware nicht über den passenden "Swag" für die Rap-Szene verfügen.
Beispiel: Kloster Kitchen. Der Ingwer-Drink kann nun Spitzenkoch, TV-Moderator und Buchautor Roland Trettl als Markenbotschafter vorzeigen. Grund: Trettl kauft seit Jahren die Ingwershots von Kloster Kitchen für sich und seine Familie. Aus purer Überzeugung, heißt es.
Ein Glückfalls: Angesichts einer alten Klosterrezeptur passt so ein Starkoch ideal zum Produkt und als „Brand Face“, so nennt man das im Marketing heutzutage, zur Botschaft von Gründer Mario Fürst.

US-Star liebt Likör aus Vorpommern

Manchmal reicht aber auch ein bisschen Glück.
US-Stars Pink sorgte gerade für einen Mega-Hype rund um den hipp gestylten Kräuterlikör aus einer Gutsbrennerei in Mecklenburg-Vorpommern.
Via Instagram bat die Sängerin um Nachschub des von ihr geliebten Kräuterlikörs. „Bitte helft mir, mehr zu bekommen”.
Die Nachfrage explodierte kurzeitig. Ein kurzes Vergnügen. Vom Kräuterlikör, den die Berliner Vermarktungsgemeinschaft Freimeisterkollektiv vertreibt, werden jährlich gerade einmal 800 Liter produziert. Angesichts von über 90.000 Likes bekäme da jeder nicht mal ein Schnapsglas voll.
Ich hab`s ausgerechnet. 
Den umgekehrten Fall kennt man natürlich auch. Wenn das gehypte Produkt des Stars nach zwei Wochen wie Blei auf der Europalette liegt. Da fragt man sich dann schon: War nur der Star und die Werbung gut, das Produkt aber nicht? Die Antwort auf solche Fragen lautet immer: Genau!
Da hilft nämlich dann am Ende kein Promi-Bonus. Was nicht schmeckt, das wird vom Kunden aussortiert. Aber das macht dann keine Schlagzeilen. Das macht nur Kosten.

Kolbrücks Kracher gibts jeden Donnerstag auf LZdirekt.de.
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