Sieben Rewe-Märkte gibt es in Berlin-Charlottenburg. Und Nummer 8 im Internet bei Telegram. Was dort zu kaufen ist, findet sich aber in keiner Rewe-Filiale.
Es sieht alles so heimelig aus. Zunächst. Alles ist da: Muntere Emoji aus Einkaufswagen und Einkaufstüten, der Namen „Rewe Charlottenburg“ und das freundlichen
Logo „Rewe Dein Markt“. Fühlt sich also an wie ein digitaler Rewe-Markt bei Telegram. Nur ist es natürlich keiner.
"Rewe Charlottenburg" bei Telegram. Kein Link hier. Suchen müssen Sie bitte selbst.
20 Brokkoli hätte gerne ein anonymer Nutzer in der kinderleicht auffindbaren Telegram-Gruppe
„Rewe Charlottenburg“.
Allerdings will er kein Gemüse. Brokkoli steht hier für
Cannabis.
Für „Ja“-Eigenmarken und „Rewe Feine Welt“ interessiert sich nämlich in dieser Telegram-Gruppe niemand. Was hier nachgefragt, bestellt und gehandelt wird sind
Marihuana, Speed, Benzos und allerlei andere
Opiate. Auch Waffen werden angeboten. Quasi ein Vollsortimenter. (Muss man erwähnen, dass Rewe natürlich nichts damit zu tun hat?)
Ausschnitt aus dem aktuellen Angebot: Mephedron ist ein stimulierendes Rauschmittel und gilt als Partydroge. Nein, ich weiß auch nicht, wie sich das hier mit der Inflation verhält.
Drogenbestellung per Telegram
Drogen aus sozialen Netzwerken – das ist heute kein Einzelfall mehr. Wer Rauschgift kaufen will, kann das heute bequem über
Messenger-Dienste wie Telegram tun. Nach einer Erstanfrage in der Gruppe verabreden sich Kunde und Dealer meist per privatem Chat und vereinbaren ein Treffen.
Der Dealer kommt dann per Fahrrad oder Taxi zum Treffpunkt. Lieferservice per
Koks-Taxi quasi.
Über 300 Mitglieder tummeln sich im „Fan-Club“ von Rewe Charlottenburg, bahnen hier direkt ihre Geschäfte an oder werben mit Angeboten samt Preisangaben und entsprechenden Links für andere Gruppen.
Ausschnitt aus der Telegram-Gruppe. Was man halt so unter einem Vollsortimenter versteht.
Behörden und Rewe sind da machtlos. Der Messenger-Dienst verweigert weitgehend die Mitarbeit. Wen soll an auch ansprechen in Dubai, wo Telegram zuhause ist.
Mutmasslich.
Einzige Chance: Den Dienst und entsprechende Gruppen unter Marken-Flagge mit Sinnlos-Nachrichten fluten und so nutzlos machen oder für alle Markt-Standorte einen Account-Namen reservieren, um
Missbrauch von vorneherein zu verhindern.
Zumindest Rewe und Co sollten da aktiv werden. Denn der Missbrauch von Marke und Logo für einen illegalen "Obst- und Gemüseexpress" kann ein
negatives Schlaglicht auf die Marke werfen.
Auch wenn sich in dieser Gruppe nur Nutzer tummeln, die genau wissen, dass hier der Rewe-Handzettel keine Gültigkeit hat und
keine Payback-Punkte zu holen sind.
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