Kolbrücks Kracher: Warum jetzt die Zeit für d...
Kolbrücks Kracher

Warum jetzt die Zeit für den Prime-Supermarkt gekommen ist

Sundry Photography/shutterstock
Prime-Konzept bei Whole Foods: Stammkundenbindung zum Nachmachen?
Prime-Konzept bei Whole Foods: Stammkundenbindung zum Nachmachen?

Supermärkte klagen über die Abwanderung zu den Discountern. Jetzt rächt es sich, dass Stammkunden nicht besser umsorgt wurden. Doch für Anleihen bei Amazon Prime ist es noch nicht zu spät.

Es war wohl eine der cleversten Unternehmensentscheidungen von Amazon-Gründer Jeff Bezos: Prime. Das kostenpflichtige Abonnement, mit dem Amazon-Kunden weitere Services und Vergünstigungen zbekommen, die für andere Kunden nicht verfügbar oder nur kostenpflichtig greifbar sind, wirkt wie Pattex. Es hält Kunden im Amazon-Kosmos. Sie schauen bei der Wahl der Einkaufsstätte gar nicht mehr nach links oder rechts.

Der Lebensmittelhandel hat sich dagegen über Jahre lieber auf die Sammelleidenschaft der Kunden verlassen und mit Treuepunkten hier und da den Stammkunden einen Vorteil geboten. Das hat ganz immer (schon im Konsum meiner Oma mit Rabattmarken) ganz ordentlich funktioniert. Doch derzeit lassen Kunden ihre Punkte für günstige Preise beim Discounter gerne mal liegen.

Ob sie jemals zurückkehren?
Unklar.

Dabei ist nichts so wertvoll wie ein Stammkunde, nichts ist so teuer zu gewinnen wie ein Neukunde oder ein Kunde, den man zurückholen will.
Dagegen können selbst zunächst womöglich erschreckend wirkende Kosten für ein eigenes Prime-Programm wie Kleingeld aussehen.

Amazon-Prime-Modell auf den Supermarkt anpassen

Es kommt dabei allerdings auch darauf an, das Amazon-Prime-Modell mit Lösungen zu füllen, die zum Supermarkt passen.
Ein Whole Foods-Markt wirbt für sein Angebot an Prime-Mitglieder, 10 % Extra-Rabatt auf ausgewählte Verkaufsartikel.
IMAGO / Levine-Roberts
Ein Whole Foods-Markt wirbt für sein Angebot an Prime-Mitglieder, 10 % Extra-Rabatt auf ausgewählte Verkaufsartikel.
Wichtig dabei: Ein Prime-Konzept für den POS ist kein Mitmach-Supermarkt, der mit seiner Mitgliedschaft ein eher genossenschaftliches Modell verfolgt. Stattdessen soll der Prime-Markt seinen Kunden für eine Abo-Gebühr echte Vorteile bieten.

Besondere Belohnungen für besondere Kunden

Einer dieser Vorteile könnte es sein, dass für Premium-Kunden immer eine Premium-Kasse geöffnet ist, an der sie bevorzugt bedient werden. Auch an der Service-Theke ist eine bevorzugte Bedienung orchestrierbar.
Das verärgert normale Kunden?
Gut so.
So kann man Ihnen die Vorteile eine Prime-Mitgliedschaft vermitteln.

Eine weitere Option: "Premium Stunden“ für die Prime-Kunden an denen nur für sie der Markt geöffnet ist, besondere Vergünstigungen und spezielle Verkostungen geboten werden.
Stichwort Vergünstigungen: Auch da ist einiges möglich. Die US-Supermarktkette Whole Foods, die zum Amazon-Imperium gehört, bietet Prime-Kunden einen zusätzlichen Rabatt auf Angebotsartikel.
Rabatte bietet die Handelszentrale auch per App? Nun ja, so eine App hat ja inzwischen quasi jede Supermarktkette. Wo, bitte, entsteht da Stammkundenbindung?
Auffällig herausgestellt: Spezielle Deals nur für Prime-Kunden.
Cassiohabib/shutterstock
Auffällig herausgestellt: Spezielle Deals nur für Prime-Kunden.
Weil Prime-Kunden etwas Besonderes sind, verdienen sie noch mehr Besonderes:
  • Sonderrabatte bei anderen Artikeln
  • Eine Vorkaufoption für limitierte oder neue Produkte
  • Einladungen zu VIP-Events
Und vergessen Sie nicht den Parkplatz! Die besten Parkflächen vor dem Markt sind natürlich für Prime-Kunden reserviert.

Store-Check: Wie Whole Foods die Ware feiert

Letztendlich geht es darum, seinen Stammkunden ein noch besseres Einkaufserlebnis zu bieten. Alle anderen Kunden bekommen eben dann den bislang gewohnten Standard.

Sie sind skeptisch?

Hier ist noch ein Argument: All die Aktionen, Einkaufserlebnisse und Services, die sie dem Kunden gegenwärtig bieten, rechnet der Kunde beim Preisvergleich mit dem Discounter nämlich nicht mit ein. Mit anderen Worten: Sie habe in der Kalkulation des Kunden keinen Wert.
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Denn so tickt der Mensch leider. Viele halten sich an den Spruch: Wenn etwas nichts kostet, kann es auch nicht viel wert sein. Unsere Einstellung ändert sich aber, wenn wir den Preis einer Sache kennen.
Machen Sie ein Preisschild drauf, steigt es im Wert. Je teurer, desto wertiger.
Ein Phänomen übrigens, an dem Hersteller von Luxusartikeln prächtig verdienen.


Kolbrücks Kracher gibt es jeden Donnerstag exklusiv auf LZdirekt.de.



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