Kolbrücks Kracher: Was Ibuprofen mit dem Prei...
Kolbrücks Kracher

Was Ibuprofen mit dem Preiskampf zu tun hat

Bern James/shutterstock

Discountversprechen allerorten. Das Schmerzmittel der Supermärkte. Falls Sie Angst vor Nebenwirkungen haben - es geht auch anders.

Vermutlich interessieren Sie sich nicht für mein Iliosakralgelenk. Es sei denn vielleicht, Sie haben da auch gerade Schmerzen.
Aber auch sonst könnte so ein ISG-Syndrom für Sie aufschlussreich sein. Denn damit verhält es sich ein bisschen so wie mit der Inflation und den Preisen.

Was macht man also, wenn sich das Iliosakralgelenk gerade meldet, man in einer Tischgesellschaft sitzt und keine Übungen machen kann. Man versucht es ein wenig mit Atmen. Vielleicht mit einer 4-7-8-Technik, vielleicht indem man sich atmend auf den Schmerz konzentriert, wie man das irgendwann in einem Meditationskurs gelernt hat. Und dann atmet man in den Schmerz hinein. Und atmet. Und atmet. Und dann nimmt man Ibuprofen.

Discountversprechen sind das Ibuprofen des Handels

Das Iliosakralgelenk des Lebensmittelhandels ist die Inflation. Das Ibuprofen sind die Discount-Angebote auf breiter Front. Wirken womöglich kurzfristig, beseitigen die Symptome, haben aber auch Nebenwirkungen. Und auf Dauer sind sie eben nicht so gut für den Handels-Organismus.

Fürs Atmen fehlt dem Handel nämlich schlicht die Geduld.

Das liegt auch an einem Phänomen, das als "Pfadabhängigkeit" bezeichnet wird und bei dem wir unsere Entscheidungen im Wesentlichen auf der Grundlage unserer Erfolge in der Vergangenheit und nicht auf der Grundlage des aktuellen Umfelds treffen.
Das Einkaufsverhalten und die Erwartungen an Supermärkte haben sich aber seit Corona massiv gewandelt, aber wir greifen immer noch nach den alten Rezepten und verpassen womöglich so neue Gelegenheiten.

Dafür braucht es jedoch ein wenig Mühe und Kreativität.

Beispielsweise so wie bei Edeka Seng in Augsburg.  
Dort lockt man Kunden beispielsweise mit einem 10%-Rabatt auf den Einkauf. Jeden Tag von 7 bis 9 Uhr.
Das ist gleich aus mehreren Gründen clever:

  • Der Discount wird in der Preiswahrnehmung nicht zementiert.
  • Das enge und frühe zeitliche Fenster gibt Schnäppchenjägern ein Gefühl von Selbstbestätigung und Belohnung („Ich, Frühaufsteher!“)
  • Die zeitliche Limitierung kann einen Fomo-Effekt auslösen. Die „Fear of missing out“ (zu deutsch: Angst, etwas zu verpassen) ist ein starker Trigger, der sogar massiv Zusatzkäufe auslösen kann, die gar nicht geplant waren.
Nur mit solchen Aktionen kommen die Schmerzen nicht zurück, wenn die Wirkung der Ibuprofen nachlässt.
Sonst erlebt man einen Moment wie in dieser besagten Tischgesellschaft. Dort hatte ein Tischnachbar zahlreiche gute Argumente zugunsten der Discounter vorgestellt und endete mit dem Satz: „Kurz gesagt, meine Damen und Herren, ist der Unterschied zwischen Discounter und Supermarkt sehr, sehr klein.“
Allenthalben gab es Nicken und leise Zustimmung.
Nur einer hob sein Glas und und sagte „Es lebe der kleine Unterschied!“

Es war ein selbstständiger Kaufmann, dem Discountversprechen auf den Magen schlagen und der daher lieber beweglich bleibt. Dann knarzen auch keine Gelenke.  

Wie dieser Unterschied gestaltet werden kann, darüber demnächst mehr an dieser Stelle und regelmäßig auf LZdirekt.de

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