Kolbrücks Kracher: Der Preis wird heißer: Was...
Kolbrücks Kracher

Der Preis wird heißer: Was jetzt zu tun ist

Maxx-Studio/ Shutterstock

Auf Preise zu gucken, macht ja gerade ungefähr so viel Spaß, wie ZDF-Kommentator Bela Rethy bei einem Fußballspiel zuzuhören. Was tun? Preise kann man ja nicht stummschalten.

So schlimm ist es schon: Sogar Harry Wijnvoord hadert bei seiner RTL-Rateshow „Der Preis ist heiß“ mit der Inflation. Den Kandidaten geht das Gefühl für Preise verloren.

Fest steht: die Deutschen werden zu Schnäppchenjägern, verzichten und stellen den Speiseplan um.

Die Folge: Weniger Nachhaltigkeit, weniger Bio, weniger Fleisch, weniger alles.

Schon im April schlug ja eine Studie von PWC und POSPulse Alarm.
Seitdem ist die Lage nicht besser geworden.

Der Preis-Monitor des HDE schreit ja inzwischen geradezu nach einer Verfilmung als Horror-Movie. Titel: 'Ich weiß, was du letzten Sommer bezahlt hast'.

Sogar hochwertiges und teures Fleisch bleibt nun öfter liegen. Zeichen dafür, dass selbst die kaufkräftige Kundschaft inzwischen genauer ins Portemonnaie schaut.

Doch was tun?
Wer verhindern will, dass der Kunde (womöglich dauerhaft) von Bio zu Pommes wandert, weil es billiger ist und schneller satt macht, muss im Preiseinstieg Alternativen bieten und die aggressiv bewerben.

Da geht was: Während Bio-Herstellermarken laut GfK im 1. Quartal im Handel 11 Prozent Umsatz einbüßten, legten günstigere Bio-Eigenmarken um 9 Prozent zu.

Am Preiskrieg mit den Discountern führt gleichfalls kein Weg vorbei. Da muss auch nicht nur massiv im TV geworben werden. Da muss auch auf der Fläche der Preisvergleich bewusst gesucht werden.

Doch Vorsicht: Zu viel Discounteritis im Supermarkt ist ungesund. Gerade wenn Preise steigen, müssen Vollsortimenter beweisen, dass sie weiterhin ihren Preis wert sind. Jetzt am Service zu sparen, Exklusivität herunterzufahren, könnte fatal sein.  

Damit muss man rechnen: Die eigentliche Preiserhöhung mit zweistelligen Prozentzahlen könnte im Herbst noch ausstehen.

Vielleicht dankt es der Kunde also noch, wenn man ihm jetzt Vorschläge und Angebote zu Bevorratung macht.

Geld, um vielleicht gleich vier statt einem Paket Waschmittel zu kaufen, dürfte vorhanden sein. Denn schließlich sparen die Kunden längst auch in anderen Bereichen wie Mode.

Ich bin überzeugt: Der Handel muss den Kunden jetzt nicht nur akzeptable Preise bieten, sondern auch sparen helfen.
3 Quick-Tipps gehen den Preis-Schock
Die 1-Euro-Verlockung: Hohe Preise sind oft auch gefühlte Preise und gefühlte Inflation. Dieses Gefühl kontert man mit wechselnden Leuchtturm-Preisen. Beispielsweise mit einem Snack in der heißen Theke für 1 Euro.

Tolle Tüten: Auf die Wundertüte sind wir seit unserer Kindheit programmiert. Deshalb schlagen fertig zusammengestellte Tüten mit Obst, Käse, Fleisch oder auch Drogerieprodukten jede Preiswahrnehmung. Vor allem, wenn sie mit einem psychologisch klugen Pauschalpreis angeboten werden.

Happy-Hour-Aktionen: Das klingt immer nach sparen mit Spaß, könnte beispielsweise in der Theke und an der Salatbar funktionieren und zugleich die Abschriften senken.

Wichtig: Preisaktionen sollten immer knapp kalkuliert sein. Hier geht es nicht um den Gewinn. Ziel ist es, die Preiswahrnehmung der Kunden zu verändern und so den Weg zum Discounter überflüssig zu machen.
Da ließe sich beispielsweise mit Tipps, Lösungen und entsprechenden Warenangeboten das Thema Food Waste, also die Lebensmittelverschwendung oder -vergeudung, mit Spareffekten verbinden. Stichworte: Einmachen, Tupperware, Einfrieren. Die Folge: zufriedenere Kunden, ohne dass zwangsläufig ständig über den Preis geredet wird.

Das wäre besser: Denn sonst drückt der Kunde irgendwann nicht nur beim Fußballspiel im ZDF auf die Stumm-Taste.

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