Manche Produkte laufen plötzlich wie wild. Dann – plötzlich – Ladenhüter. Erinnert Sie das an etwas? Mich erinnert das an meine Katze.
Die britische Kette Sainsbury hat dieser Tage durchblicken lassen, welche Produkte und Kategorien bei besonders nachhaltig ausgerichteten Kunden künftig im Trend sein könnten. Seegras und Algen gehören dazu. Produkte mit wenig Inhaltsstoffen. Allerlei Samen wie Chia. Snacks und Riegel mit Protein oder auch Kollagen für eine jüngere Haut. Und nach pro- und prä- künftig auch postbiotische Artikel. Für den „happy“ Darm.
Postbiotisch? Ja, da hatte ich auch Fragezeichen.
Im Internet habe ich das gefunden: Bei den Postbiotika handelt es sich um Abfallprodukte, die entstehen, wenn die probiotischen Bakterien die präbiotischen Bakterien verdauen.
Na, das war ja einfach.
Nicht?
Also wenn wir Getreide oder Obst essen, sind da Ballaststoffe drin. Also Präbiotika. Die Probiotika im Darm wandeln diese in Postbiotika um. Und die sind jetzt als Zusatzstoff der letzte Schrei.
Aber ich schweife ab.
Es geht ja um meine Katze. Und um ihren Kunden. Was in etwas auf das gleiche herauskommt.
Denn meine Katze verschmäht ihr neues Lieblingsfutter immer exakt dann, wenn ich soeben den Jahresvorrat eingekauft habe. Das ist so ähnlich wie mit
hippen Produkten, von dem dann irgendwann niemand mehr weiß, warum man davon zwei Paletten bestellt hatte.
Der Kunde ist nicht König. Er ist eine Katze.
„Der Konsument ist eine Katze“. Das soll schon Werberlegende
David Ogilvy gemeint haben. Überlieferter ist von ihm übrigens der Satz. „Der Konsument ist kein Idiot – er ist deine Ehefrau“.
Aber ich kannte Frau Ogilvy nicht. Aber ich kenne Katzen. Also bleiben wir dabei.
Was Ogilvy mit dem Katzen-Vergleich sagen wollte: Eine Katze hat ihren eigenen Willen. Und der kann sich blitzschnell ändern. Obendrein kann man eine Katze auch nicht überzeugen oder überreden. Katzen entscheiden selbst, was sie wollen. Und wann sie es wollen.
Es ist ja eher so, dass Katzen ihre Halter - geben wir es offen zu – „dressieren“. Denn wo Hunde Herrchen haben, haben Katzen bekanntlich
Personal.
Ähnlich verhält es sich auch mit dem Kunden.
Und er weiß, dass er eine Katze ist. Er ist besser informiert, er ist mobiler, flexibler, hat die Wahl und will deshalb auch bestimmen, wo es lang geht.
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Ich glaube daher, dass das Bild vom Kunden als Katze viel sinnvoller ist als vom Kunden als König, weil es viel klarer macht, wie man mit dem Kunden heutzutage umgehen sollte.
Nämlich flexibler, dienender und gelassener, wenn sich die
Wünsche von heute morgen schon wieder ändern. Und statt den Kunden in eine Richtung zu zwingen, vor ein Regal zu drängen, auf ein Angebot zu locken, macht man es lieber wie Katzenbesitzer: Man guckt, man horcht, man interpretiert – und dann macht man, was der Kunde möchte. Gleichgültig, ob er gerade bespasst, versorgt oder gestreichelt (sinnbildlich natürlich) werden möchte.
Und morgen macht man dann vielleicht was anders.