Kolbrücks Kracher: Pommes statt Avocado: Wie ...
Kolbrücks Kracher

Pommes statt Avocado: Wie die Inflation jetzt die Einkaufsgewohnheiten ändert

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Wird jetzt am Essen gespart?
Wird jetzt am Essen gespart?

Erst Corona, jetzt die Inflation. Die Einkaufsgewohnheiten der Kunden am Regal werden einmal mehr durcheinandergewirbelt. Was heißt das jetzt für die Supermärkte?

Womöglich hat die Inflationsspirale noch nicht einmal richtig begonnen? Vielleicht gewöhnen wir uns in diesem und im nächstem Jahr noch an offiziell zweistellige Inflationsraten?

Der Kunde am Regal reagiert angesichts etlicher Preisschocks im Einkaufswagen aber schon jetzt, als  wäre der Engpass im Portemonnaie schon am Monatsanfang erreicht.


Fest steht: Die Kunden kaufen preisbewusster ein und greifen mehr zu Aktionsware.  Das sagen beispielsweise dieser Tage rund 85 Prozent aller Kaufleute im POS-Profi-Club von LZdirekt. 

Aber die Inflation wird noch weitere Folgen am Regal haben, die sich nur langsam zeigen.

Der Blick auf den Wert

Der vermehrte Griff zu Eigenmarken liegt auf der Hand. Aber: Die Markenaffinität wird durch das jetzige Einkaufsverhalten weiter schwinden. Wer gelernt hat, dass er mit einer Handelsmarke, einer B- oder C-Marke durchaus zufrieden sein kann, der kommt auch nach der Krise nicht so schnell zurück.
    
Dahinter steckt noch eine andere Frage, nämlich die nach dem wahrgenommenen und dem erlebten Wert eines Produkts. Wo der Aufpreis nicht schlüssig einen Mehrwert in Sachen Geschmack, Gesundheit oder Status bieten kann, bleibt das Produkt liegen.

Tankstelle eingepreist

Auch die Benzinpreise müssen die Kaufleute mit einkalkulieren. Tankrabatten zum Trotz. Denn der Kunde, der Sprit sparen will, fährt seltener einkaufen. Die Warenkörbe dieser Kunden werden größer. Oder der Kunde nimmt häufiger - mancher sogar erstmals - das Fahrrad. Und bewertet seine Einkaufsstätte dann plötzlich anhand der Abstellplätze. Gut, wenn der Fahrrad-Parkplatz dann nicht aussieht wie ein Hinterhof.

Man gönnt sich ja sonst nix

Wer spart, der will sich trotzdem immer noch ein bisschen verwöhnen und sich seine Sorgen "wegkaufen" -
Schönheitskosmetik (weil keiner sehen soll, wie schlecht man sich fühlt),
ein guter Wein (wenn man doch sonst schon nur noch Leitungswasser trinkt)
oder eine spezielle Konfitüre (weil der Lachs gestrichen ist) könnten grad jetzt punkten, weil man sich zuweilen eben einmal etwas gönnen möchte. Dafür wird dann halt an jenen Teilen im Warenkorb gespart, die man schon immer ein bisschen als Luxus begriffen hat oder die verzichtbar sind.

Weniger gesund

Der Trend zu Obst und Gemüse und anderen gesunden Lebensmitteln hat seinen Höhepunkt erst einmal hinter sich. Der Grund ist allzu menschlich. Wer knapp bei Kasse ist, der will vor allem satt werden und greift also lieber zu kalorienreicher Ware. Simpel gesagt: Bei manch einem landen dann eher TK-Pommes statt der Avocado in der Einkaufstüte.

Auf Pump

Auch das ist möglich. Kunden werden mehr denn je mit Karte und vor allem Kreditkarte bezahlen. Zugegeben - die These beruht auf eigenem Einkaufsverhalten. Denn so muss ich das Elend im leeren Geldbeutel nicht sehen. Und die Abrechnung per Kreditkarte erfolgt ja erst am Monatsende. Und wer weiß, ob das Geld dann nicht eh weniger wert ist. Zwinkersmiley.

Es könnte ja immer noch schlimmer kommen. Meint beispielsweise Preisexperte Professor Dr. Dr. Hermann Simon: „Die Inflation wird uns einige Jahre begleiten“, sagt er. Das findet meiner einer ja auch. Der Professor liefert aber dazu den zunächst vielleicht gar nicht mal so knalltütigen Vorschlag, man müsse selbst die Preise erhöhen. Kräftig. Mehrfach. Dann würde der Kunde schon die Orientierung und Preisanker verlieren.

Dumm nur, dass der Kunde so womöglich ganz die Lust verliert.
an muss selbst die Preise erhöhen. Und zwar kräftig und mehrfach.


 Kolbrücks Kracher gibt es exklusiv jeden Donnerstag auf LZdirekt.de.



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