Gerade hat das Satire-Portal „Der Postillon“ in einem launigen Stück die Hamsterkäufe im Supermarkt aufs Korn genommen. Doch lustig ist das auf Dauer nicht. Jedenfalls nicht für die Mitarbeiter.
„Aus Angst vor Hamsterkäufen: Frau kauft halben Supermarkt leer“, titelt „Der Postillion“.
Das ist nur ein bisschen übertrieben. Ebenso wie der Hinweis in der Satire-Nachricht auf Randale zwischen den Kunden und blaue Flecken am Schienenbein.
Doch konnte man die Hamsterkäufe an den ersten Tagen womöglich noch
mit Humor nehmen, ist inzwischen Schluss mit lustig.
Zumindest reichlich verbale
Randale müssen gegenwärtig die Mitarbeiter in den Supermärkten aushalten. Die Interaktion Mitarbeiter – Kunde wird nämlich gerade einmal mehr vor neue Herausforderungen gestellt.
Manch ein Hinweis am leeren Regal wird da schon zum
Hilferuf.
Ob an der Theke, am Regal oder an der Kasse - mehr denn je ist Emotions- und Gefühlsarbeit gefragt, um Beschwerden über fehlende Ware oder Mengenbeschränkungen abzufedern.
Der
pöbelnde Kunde gehört nämlich gerade wieder zum Alltag.
Doch auch die schwierigen Kundinnen und Kunden wollen mit Freundlichkeit und Höflichkeit bedient. Das ist
nicht immer möglich und nötig, aber von den Mitarbeitern auf der Fläche verlangt das gerade jetzt einen noch professionellen Umgang mit den eigenen Gefühlen, noch mehr soziale Kompetenz und Selbstkontrolle und noch mehr kräftiges
Durchatmen.
Manch einer nutzt da
TikTok. Da kann man Dampf ablassen.
Doch das liegt nicht jedem. Und wer den Launen teils
aggressiver Kunden ausgesetzt ist, der muss außerdem mit der Scham umgehen. Weil er es zulassen musste, dass ihn Kunden in der Öffentlichkeit erniedrigen. Nicht jeder hat schließlich die nötige
Schlagfertigkeit auf solche Situationen zu reagieren. Das belastet. Auch nach Feierabend.
Wenn der Stress krank macht
Mitarbeitende im Einzelhandel erleben im Zuge der Pandemie öfter Beleidigungen und Drohungen von Kunden. Dies bedeutet Stress, der krank machen kann, weshalb die Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW) im ersten Schritt vor allem für offene Ohren im Unternehmen wirbt. Seelische Verletzungen könnten als Arbeitsunfall gemeldet werden. So unterstützt die BGHW rund 3000 Mal pro Jahr mit Beistand durch Psychologen, wenn Mitarbeiter nach körperlicher oder psychischer Gewalt Hilfe brauchen.
Mehr denn je braucht es daher jetzt eine gute Sicherheits- und Gesundheitskultur im Markt, ist Unterstützung durch die Führungskräfte gefragt, sind Schulungen rund um das eigene
Gesundheitsmanagement nötig und ist vor allem ein gutes Klima im Team wichtig.
Kolbrücks Kracher gibt es exklusiv jeden Donnerstag auf LZdirekt.de.