Der deutsche Lebensmittelhandel denkt manchmal viel zu kompliziert. Angesichts der Preis-Schocks braucht es jetzt einen „No Brainer“. Den kann man sich sogar abgucken.
Ein „No Brainer“ ist so etwas wie eine Idee oder eine Aktion für die man nicht viel Gehirnschmalz braucht und die trotzdem eine Top-Lösung ist. Man kann es auch mit „ein Klacks“ und „ein Kinderspiel“ übersetzen.
Und während Handelsmanager und Kaufleute sich gerade über
Einkaufspreislisten beugen, sich mit Lieferanten die Ohren wund telefonieren und hirnen, wie man das mit den Preisen am Markt und mit den Kunden so halbwegs zusammengerechnet bekommt, die übliche Flut von Sonderangeboten Lust aufs Einkaufen machen soll, kommt eine britische Handelskette daher und legt einfach den Taschenrechner beiseite und sagt sich, dass die 1 eigentlich doch ne schöne Zahl und ein schöner Preis ist und ein Pfennig – bei den Briten heißt er Penny – auch etwas wert ist.
Bei der
britischen Kette Iceland, Marktanteil rund 2 Prozent, können Kunden daher nun vor Ostern so ziemlich jedwedes
Gemüse für 1 britischen Penny kaufen.
Ja.
Penny.
Nicht Pfund.
Und ja, das sind in Euro ungefähr 1 Cent.
Beispielsweise kann der Kunde dafür jeweils ein Kilo Zwiebeln, 200 Gramm Grünkohl, 900 Gramm Babymöhren, 4er Pack Knoblauch und so weiter kaufen. Einmal quer durch den Garten. Und zwar für frische Ware und TK-Produkte. Alles für einen Penny. Normalerweise kostet die Ware durchaus ein britisches Pfund (rund 1,20 Euro).
Verrückt?
Ja.
Aber nur ein bisschen.
„
Den Menschen helfen, die jetzt in der Klemme sitzen.
Richard Walker, Iceland
Weil man auch bei Iceland ein bisschen rechnen kann und nicht nur mal von weitem etwas von Mischkalkulation gehört hat, haben sie die Aktion mit ein paar
Mechaniken und klaren Regeln eingehegt.
So läuft die Aktion nur bis zum 14.April.
Sie betrifft nur Artikel, die regulär 1 Pfund oder weniger kosten.
Leider gibt es die
Aktion nur online und der Kunde muss beim Checkout den Code „ICE1VEG“ nutzen.
Und: Das Angebot ist auf eine Packung pro Transaktion beschränkt.
Hinzukommt, dass der Online-Einkauf insgesamt mindestens 35 Pfund betragen muss.
Trotzdem ist die Aktion, die schon Weihnachten ein gewaltiger Erfolg war, ein großartiger
magischer Trigger, und eine gelungene Botschaft an den Kunden.
"Wenn wir den Menschen, die jetzt in der Klemme sitzen, helfen können, ein paar wichtige Pfennige zu sparen und dabei die gleiche hervorragende Qualität des Gemüses zu genießen, dann haben wir unsere Aufgabe erfüllt, der Supermarkt zu sein, auf den sich die Kunden verlassen können“, sagt Iceland-Geschäftsführer Richard Walker.
Natürlich ist das ein bisschen hochgegriffen. Schließlich spart der Kunde beim Gesamteinkauf gerade einmal knapp ein Pfund. Was zählt aber ist der Effekt. Und der weckt beim Kunden das
Gefühl, etwas fast geschenkt zu bekommen und clever genug zu sein, es auch in der kurzen Zeit ergattert zu haben. Bei so einem „No Brainer“ setzt beim Kunden nämlich gerne auch einmal das Rechengehirn aus.
Darauf wette ich gerne einen Euro.
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