Inzwischen komme ich kaum noch an einem Supermarkt vorbei, der nicht nach Mitarbeitern oder Auszubildenden sucht. Die Türen werden den Kaufleuten aber nicht gerade eingerannt. Wie bewirbt man sich da besser?
In manchen Regionen erinnert der Mitarbeiter-Mangel fast schon an einen Spruch des vermutlich nur noch in Bayern bekannten Komikers Karl Valentin. Einstellen würde man schon wollen, aber können tut man nicht.
Nanu? Gerade werden doch Supermärkte immer ein bisschen mehr zum Lifestyle. Das zeigen die vielen Bilder von Influencern bei Instagram, die sich zwischen Regalen inszenieren. Doch dort arbeiten? Fehlanzeige.
So sieht man auf solchen und anderen Bildern zwar hübsch gespiegelte Regale, flotte Aufbauten und Kunden in stylischen Klamotten, doch den Supermärkten nutzt das bei der Suche nach Mitarbeitern eher wenig.
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Kolbrücks Kracher - Instagram-Influencer
Gaga? 1000 Likes für das Einkaufswagen-Posing im Supermarkt
Tinder-Partys, Single-Disco - Supermärkte können mehr als nur Ware verkaufen. Dass der POS stylisch sein kann, merken auch die Influencer bei Instagram. Doch häufig ist die Selbstinszenierung ein wenig, nun ja, unkreativ. Aber es funktioniert. »
Die versuchen ihrerseits mit
Geschichten über Mitarbeiter, mit fröhlichen Tänzen, mit jeder Menge guter Laune zu zeigen, welchen Spaß es machen kann in dieser Branche zu arbeiten.
Um frische Talente und neue Mitarbeiter zu erreichen, wird dann gerne erzählt von der Gemeinschaft im Markt. Das ist gut und richtig. Aber dieses „Elf Freunde sollt ihr sein“ pappt sich heutzutage nahezu jedes Unternehmen auf die Stellenanzeige.
„Elf Freunde sollt ihr sein“
Derlei ist hilfreich, doch es fehlt die zündende Geschichte. Eine, die von den Vorteilen und Belohnungen, von Herausforderungen und Chancen im Lebensmittelhandel berichtet. Eine, die aufzeigt, dass es sich um eine besondere Branche voller Vielfalt handelt. Oder eine Story in der es um
Coaching, Freiräume, Möglichkeiten, Abwechslung geht.
Es sollte eine gute Geschichte sein.
Nur dann bekommt man das Bild aus den Köpfen, dass vor allem Menschen zu zeigen scheint, die Regale einräumen. Das mediale Bild während des Lockdowns, das immer wieder Menschen „an der Front“ im Supermarkt feierte, hat das
Image zusätzlich verzerrt. Front - welch ein gruseliger Begriff. Wer will schon irgendwohin, wo auch ohne Pandemie ein Truppenübungsplatz sein könnte.
Stimmung allein erzählt übrigens noch keine Geschichte.
Eine gute Story braucht die eigene
Kultur, die Werte, die Haltung. Und etwas hochtrabend formuliert: die Mission oder die Vision.
Geld sparen und besser leben
Es ist nämlich für Mitarbeiter ein Unterschied, ob man lediglich den Menschen Waren hinstellt, oder ob man den Kunden hilft, Geld zu sparen oder sie sogar dabei unterstützt, besser zu leben.
Falls Sie sich fragen, was der Verkauf von Tomaten und Pizza mit
Visionen zu tun hat, schauen Sie mal auf das
Manifest der vielfach beneideten
Food-Kette Eataly.
Sie halten es trotzdem lieber („Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“) mit Helmut Schmidt?
Hier wäre ein anderes Rezept.
Im Handel geht es bekanntlich nicht nur um
Joghurt. Es geht auch um Technik, Daten und elektronischen Handel. Denn der POS hat sich in den vergangenen Jahren massiv
digitalisiert und ist dabei im Grunde erst bei Tag 1. Mit solchen Themen könnte man beispielsweise technikinteressierte und aufstrebende kommmende Mitarbeiter abholen.
Eine der wichtigsten Aspekte bleibt gleichwohl die
Botschaft, dass es nicht nur um Waren geht. Es geht um Gemeinschaft (am Ort), Kontakt zu den Kunden und deren Bedürfnisse und einen Job, der einem ständigen Wandel unterliegt. Um das zu zeigen, muss man den möglichen Mitarbeitern auch mehr Einblick hinter die Kulissen ermöglichen. Vergessen Sie nicht: Die kennen den Markt meist nur als Kunden, wenn sie keine Verbindung durch Familie oder Freundeskreis haben.
Bei diesen Menschen müssen Sie sich bewerben.