Influencer Marketing im stationären Handel? Inzwischen ein Muss. Und eine Chance, Zielgruppen zu erreichen, die größtenteils online unterwegs sind, sagt Jan Homann, CEO des Brandtech-Unternehmens eqolot, in einem Gastbeitrag.
1952, als der Spielwarenhersteller Hasbro seine Kultfigur Mr. Potato Head – außerhalb der USA durch Toy Story bekannt – launchte, setzte er auf eine völlig neuartige Form des Marketings: eine TV-Kampagne, die sich direkt an Kids richtet. Das gab’s noch nie. Im Jahr 2021 hat Konkurrent Canal Toys auch einen durchaus innovativen Marketing-Ansatz. Auch er betrifft die Fernsehwerbung. Aber ganz anders, als sich die Senderbosse das vorgestellt hatten.
Jan Homann ist Gründer und Chief Executive Officer (CEO) des Brand-Tech-Unternehmens
eqolot. Seine Schwerpunkte liegen hier im strategischen Social Influencer Marketing. Mittlerweile 50 Experten entwickeln am Berliner Standort der Agentur Influencer Marketing-Kampagnen für Kunden wie
Aldi Süd,
Ferrero oder
Hasbro. Hierbei greifen sie zurück auf ein Influencer Marketing Netzwerk aus über 42.000 Multiplikatoren sowie eine selbst entwickelte Software, die Prognosen über den künftigen Kampagnenerfolg ermöglicht.
Commercials im Fernsehen? Komplette Fehlanzeige. „Mein Budget für TV ist dieses Jahr gleich Null", erklärte Bill Uzell, Präsident und CEO des Unternehmens, neulich gegenüber Forbes.
„Vergangenes Jahr habe ich
nur Influencer*innen eingesetzt, und dieses Jahr ebenso, und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich das nochmal zurückdrehen werde“. Weihnachten 2021, folgert Forbes daraus, hängt die Beliebtheit eines Spielzeugs davon ab, ob man richtige Influencer*innen hat, die es glaubwürdig in Szene setzen.
Entscheidend ist die Zielgruppe
Lässt sich daraus eine Allgemeingültigkeit ableiten?
Wohl kaum. Entscheidend ist immer die Zielgruppe. Wer vorrangig Millenials und Gen Z erreichen möchte, muss umdenken. Für manche Unternehmen – wie eben in der Spielzeugbranche und im stationären Handel – ist ein solch harter Cut somit durchaus überlegenswert.
„
"Wer also Kund*innen in den Laden bekommen will, muss sie online catchen."
Jan Homann
Weil sie etwa eine so junge Zielgruppe haben, die über lineares Fernsehen oder gar Print gar nicht mehr zu erreichen ist. Weil eine radikale Markenverjüngung ansteht. Oder eben auch, weil man sich im Media-Mix bewusst von der Konkurrenz abheben will.
Gerade jetzt im (Vor-)Weihnachtsgeschäft durchaus einnachvollziehbares Argument.
Und ganz nebenbei: Auch die Hälfte der Boomer-Generation ist inzwischen regelmäßig auf Social Media aktiv. Nur die Kanäle unterscheiden sich. Wer also Kund*innen in den Laden bekommen will, muss sie online catchen.
Aber natürlich: Für viele läuft es auf eine
Mix-Lösung hinaus. Bisher sah die so aus: Kunden –
vor allem aus dem FMCG-Sektor – entschieden sich für einen großen klassischen Auftritt und
buchten additiv eine Influencer Kampagne. Influencer Marketing – die jüngste Disziplin im
Marketing-Mix als Kür für einen Höhenflug.
Ich glaube, es ist an der Zeit, die Mechanik umzudrehen. Influencer Marketing ist die Disziplin, die Unternehmen und Händlern die entsprechende Schubkraft geben und die weiteren Marketing-Disziplinen kraftvoll beflügeln kann. Sie ist nicht Zusatz, sondern der eigentliche Treibstoff für einen erfolgreichen Auftritt – on- wie offline.
Was also passiert, wenn wir Kampagnen aus dem Influencer Marketing heraus
entwickeln?
Zum Beispiel das hier:
1. Erlebnismarketing. Events verbinden wir mit Emotionalität – sie bleiben also im Kopf und in Erinnerung. Für den Handel sind sie die perfekte Verbindung von off- und online. Die Influencerin Caro Daur hat beispielsweise erst vor wenigen Tagen in einem Adidas Store ein Workout zusammen mit ihren Follower*innen abgehalten.
Natürlich mit passendem Equipment und entsprechendem Outfit. Win-win für beide Seiten: Die Influencer*in schafft dadurch Nähe zu ihrer Community, der Store holt die junge Zielgruppe zu sich.
3. Reichweite stiegern: Werbungtreibende wie
Lavazza setzen die erfolgreichsten Posts ihrer Influencer*innen zusätzlich als Ad-Kampagne im Web ein – und boosten die Reichweite damit mal glatt um den Faktor 13. Der definierten Zielgruppe werden die Beiträge also nochmal als Paid Content ausgespielt. Retargeting trifft auf Authentizität. Ein Erfolgsduo.
4.
Mehrkanalige Ansprache: Das Start Up
O-Mochi – Reisteigkugeln gefüllt mit Speiseeisspezialitäten – geht noch einen Schritt weiter. Gemeinsam mit den Berlinern DOOH-Spezialisten
Hygh sind sie Mitbegründer eines völlig neuen Trends, der sich als „Out of home-Influencer Marketing“ wohl am treffendsten beschreiben ließe. Content der Influencerin
Novalanalove, die für die Firma eine eigene Eissorte kreierte, wurde dabei nicht nur im Social Web, sondern auch auf den großen digitalen Screens ausgespielt. Eine perfekte mehrkanalige Ansprache der Zielgruppe also.
5.
Offline-Präsenz: Und natürlich muss auch der Brückenschlag ins „offline“ Leben bedacht werden. Influencer bei der Produktentwicklung einzubinden, sie auf ihren Kanälen kreativ posten lassen – das ist die eine Sache. Doch genau so wichtig ist ihre Präsenz bei den Produkt-Premieren – in den Flagship-Stores, Kinosälen oder den entsprechenden Event-Locations eben.
Jetzt in der Weihnachtszeit, in der alle auf die großen TV-Kampagnen setzen, wäre es für ein solches Umdenken der richtige Zeitpunkt. Oder eben auch ein guter Vorsatz für das neue Jahr.
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