Gastbeitrag: Zu viel Arbeit in zu wenig Zeit?...
Gastbeitrag

Zu viel Arbeit in zu wenig Zeit? Anti-Stress-Ideen für den Job-Alltag

IMAGO / David Heerde

Überstunden. Nervige Kunden. Stressmanagement im Supermarkt ist nötiger denn je. Die Psychologin Corinna Häsele gibt anhand von Fallbeispielen praktische Tipps, die sich gut in den Arbeitsalltag einbauen lassen.

Wie schaffen Sie das? Im Lebensmitteleinzelhandel sind Sie systemrelevant. Das klingt super, ist aber in den aktuell herausfordernden Zeiten vor allem mit jeder Menge Arbeit verbunden. Ausfälle mussten kompensiert werden und durch die Mehrarbeit stehen jede Menge Überstunden.

Ihr Beruf ist in den letzten 2 Jahren zunehmend belastend und herausfordernd geworden. Sie sind den ganzen Tag auf den Beinen und ständig im Kundenkontakt. Es fällt Ihnen heute wesentlich schwerer, ihre übliche Leistungsfähigkeit abzurufen und die Power, um die Erwartungen Ihrer Kunden zu erfüllen oder anstehende Projekte aktiv umzusetzen, wird immer geringer. Erholung ist nicht in Sicht oder wirkt nicht mehr nachhaltig!
Es ist wichtig, dass Sie sich schnell selbst helfen können.
Kommt Ihnen das bekannt vor, dann sollten Sie weiterlesen! 

Situationen in denen Sie sich mehr getrieben fühlen, als dass Sie die Situation selbst bestimmen, kennen Sie nur zu gut.

Für ein effizientes Stressmanagement ist es jedenfalls wichtig, dass Sie sich schnell selbst helfen können und so Zugang zu neuen Ressourcen bekommen. Ihre Kraftquellen – beispielsweise Augenbewegungen, Berührung oder Sprache und Vorstellungskraft - bringen Sie dabei bereits mit, wie Sie diese aktiv einsetzen können, um die Work-Health Balance, Resilienz und Selbstfürsorge zu stärken, ist leicht erlernbar und der Fortschritt ist anhand von körperlichem Wohlbefinden sofort spürbar.

Batterien aufladen

Unser Gehirn ist aktiv, wenn wir in gutem Kontakt mit unseren Potentialen sind, also reaktionsschnell und einfallsreich reagieren können. Bei großem oder langem andauerndem Stress sinkt die Aktivität des Großhirns, besonders des präfrontalen Cortex, der für eine schnelle Einordnung unserer Erlebnisse in die bereits vorhandene Erfahrungswelt sorgt.
Er hilft uns, die Dinge „auf die Reihe“ zu bekommen. Stattdessen übernimmt das limbische System, besonders das „Alarmglöckchen des Nervensystems“ und schüttet zu lange und zu viele Stresshormone aus.
Über die Autorin
Corinna Häsele  ist Psychologin und Unternehmerin (Better linked) und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Medien-, Event- und Veranstaltungsbusiness. Seit 15 Jahren beschäftigt sie sich mit EMDR, „wingwave®“ (Ausbildung 2020), Organisations- und Führungsthemen mit laufender Weiterbildung.
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Gutes Stressmanagement setzt also voraus, dass unser Gehirn die alltäglichen Herausforderungen und Leistungserwartungen auch verarbeiten kann, also beispielsweise beide Gehirnhälften gut vernetzt und aktiv sind.
Nach zwei Jahren Dauerbelastung ist das nicht selbstverständlich. Es dauert immer länger, bis Sie „Ihre Batterien“ wieder aufgeladen haben. In dieser Situation ist es hilfreich, das Gehirn aktiv bei der Verarbeitung von Stress zu unterstützen und die neuronale Vernetzung zu fördern.
Ja, auch unser verlässlich arbeitendes Gehirn braucht für die Verarbeitung von Dauerstress aktiv Unterstützung, um für volle Leistungsfähigkeit zu sorgen.

Fallbeispiele mit Ideen für den Alltag

Als Unternehmensberaterin und Expertin für Stressmanagement im beruflichen Kontext biete ich verschieden Veranstaltungsformate für Unternehmen, in denen Sie die innovative und hoch effiziente, psychologischen Kurzzeit-Coaching Methode kennenlernen und für sich und Ihre Mitarbeiter nutzbar machen können. Einige Alltagssituationen und dazu passende, unterstützende Selbstcoaching-Tipps habe ich Ihnen hier als Fallbeispiele bereits mitgebracht:

1.    Kassiererin: Lange Stunden gearbeitet mit Maske. Jetzt Kopfweh, schmerzender Nacken. Wollte nach Hause, muss aber einspringen für kranke Kollegin. Wie kann sie sich aufrichten und motivieren für die nächsten Stunden?

Aktive Pause: Gönnen Sie sich eine aktive Pause. Um ihre Batterien wieder aufzuladen, gehen Sie ins Freie, vielleicht gibt es einen Park oder ein paar Bäume oder auch bunte Fassaden in der näheren Umgebung des Geschäfts.
Während Sie gehen, blicken Sie sich aktiv um, schauen Sie was sich leicht oberhalb der Augenlinie befindet, was nehmen Sie in ihrer Umgebung wahr.
Achten Sie auf jedes Detail und bewegen Sie ihre Augen, leicht nach oben gerichtet, bewusst von einem Punkt zum nächsten. Nach wenigen Minuten wird Sie ein tiefer Atemzug überraschen, so bringen Sie neue Energie mit für die nächsten Aufgaben.

2.    Fleischtheke: Samstags nimmt die Schlange der Kunden kein Ende und dann streiten sie sich auch noch, wer zuerst da war und beschweren sich, weil das Grillfleisch ständig aus ist. Die Kollegen hinten sorgen viel zu langsam für Nachschub. Wie soll man da freundlich bleiben?

Fingerübung: Bleiben Sie ganz bei sich und lassen Sie sich durch die Umgebungshektik nicht aus der Ruhe bringen. Das schaffen Sie am besten, indem Sie Daumen und Zeigefinger einer Hand (egal welche) verbinden und leise 1 zählen.
Spüren Sie bewusst die Verbindung der Fingerkuppen und der Berührung der Haut. Dann verbinden Sie Daumen und Mittelfinger, zählen 2, Daumen und Ringfinger, zählen 3, Daumen und kleinen Finger und zählen 4.
Dabei atmen Sie ruhig und unauffällig weiter. Spätestens nach der 3. Wiederholung merken Sie, wie der Stress an ihnen abfließt.

3.  Zeitdruck:  In der Aktionswoche kommt diesmal besonders viel Ware, obwohl der Krankenstand hoch ist. In einem Affentempo soll alles aufgebaut werden – nach Ladenschluss. Wie soll er dieses Tempo langfristig durchhalten, denkt sich ein 50-jähriger Familienvater. Er hat doch sowieso schon Bluthochdruck.

Atemübung: Wenn die Umstände im Moment keine Pause erlauben, helfen kurze Atemübungen, um den Energiehaushalt zu aktivieren. Dafür beginnen Sie bewusst zu atmen und zählen während der Ein- und Ausatmung mit.
Meist kann man bis 3 oder 4 zählen, bis das Einatmen abgeschlossen ist, beim Ausatmen zählt man dieselbe Anzahl und macht dann eine kurze Atempause. Atmen Sie dann wieder auf 3 oder 4 Züge ein, je nachdem was sich für Sie gut anfühlt und versuchen Sie, einen Schlag länger auszuatmen als Sie eingeatmet haben, in diesem Fall also zählen Sie bis 5.
Wiederholen Sie diese Atmung 2-3 mal und steigern Sie dann das Ausatmen auf 6. Machen Sie dabei wieder 2 bis 3 Wiederholungen. Dann atmen Sie normal weiter.  

4.    Abteilungsleiterin Molkereiprodukte: Der Chef ist sehr aufgeschlossen für Produkte von Startups, alle Arten von veganem Milchen und Joghurts, aber sie hat die Abschriften und kann mit steigen Umsätzen nicht so glänzen wie andere Abteilungsleiter. Eigentlich nicht ihre Schuld, aber in Teamsitzungen stellt er es gern so dar.  Sie hat schon tagelang vorher Panik vor der nächsten Sitzung, schläft schlecht und kriegt Herzflattern, wenn sie nur daran denkt.  Was tun?
Coaching-Methode
In belastenden Situationen oder wenn ich für besondere Herausforderungen mehr Energie brauche, nutze ich die Angebote von „wingwave®“, die Methode bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, Resilienz (Widerstandskraft) aufzubauen und zu erhalten, unter anderem, um Stress schnell zu erkennen und effizient abzubauen.
Zukunfts-Ich: Die Abteilungsleiterin ist innovativ, diese Eigenschaft kann sie auch in der Teamsitzung vertreten. Wenn die Dinge derzeit nicht so funktionieren wie geplant, hilft es ihr, sich in die Rolle des Zukunfts-Ich zu versetzen.
„In 2 Monaten werde ich die erwarteten Umsatzziele erreichen.“ Sie stellt sich ihr Gefühl vor, das sie haben wird, wenn sie ihr selbst gestecktes Ziel erreicht hat. Wie steht sie jetzt, gerade und aufrecht, den Blick geradeaus, die Schultern stark.
Dieses Bild von der stolzen Abteilungsleiterin mit der damit verbundenen Haltung und dem Gefühl, es geschafft zu haben, prägt sie sich nun ganz genau ein. Sie schaut auf jedes Detail ihres Zukunftsichs und stellt fest, wie sicher und stark sich das Gefühl anfühlt. Das Bild gibt ihr Kraft. Vor sie das nächste Mal in die Abteilungsleitersitzung geht, ruft sie sich dieses Bild vor Augen und geht in die kraftvolle Position, ihr Zukunfts-Ich betritt selbstsicher den Raum.

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