Gastbeitrag: Azubis und erfahrene Mitarbeiter...
Gastbeitrag

Azubis und erfahrene Mitarbeiter finden: Auf diese Punkte kommt es an

imago images / Ralph Peters

Es wird immer schwieriger im Lebensmittelhandel, gute Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu bekommen. Branchenexperte Hans Günter Lemke stellt in einem Gastbeitrag Strategien und Tipps vor.

Der Beruf des Einzelhandelskaufmanns (Einzelhandelskauffrau) hat leider immer noch nicht das beste Image in der Berufswahl vieler junger Menschen. Hands-On-Jobs stehen generell nicht hoch im Kurs. Dabei hat der Beruf viele Facetten und auch die Aufstiegsmöglichkeiten sind erheblich besser und breiter gefächert als in vielen anderen Berufen.

Häufig gibt es auch viele Missverständnisse auf beiden Seiten. Denn: Die Erwartungshaltung der Händler, an meist junge Leute, ist sehr groß. Vom Auszubildenden wird erwartet, dass er zuverlässig, lernbereit, selbstständig, belastbar, sorgfältig, kreativ, flexibel, kritikfähig und konzentriert ist.

Um jedoch überhaupt jüngere Menschen für einen Verkaufsberuf zu begeistern, sollte man sich erst einmal mit den Erwartungen dieser Gruppe intensiv beschäftigen. Es macht auch wenig Sinn, einen Auszubildenden zu bekommen, der nach kurzer Zeit "das Handtuch wirft".

Über den Autor
Hans Günter Lemke hat in rund 20 Jahren alle Stationen im Einzelhandel selbst erlebt. Als Filialleiter in Verbrauchermärkten, als Geschäftsführer im SB-Warenhausbereich, sowie als Ausbilder für den Führungsnachwuchs im Handel. Er bietet neben Schulungen und Webinaren, auch spezielle Fachbücher rund um den Handel an. Infos unter: www.lemke-training.de
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Die wichtigsten Erwartungen der jungen Menschen an einen Ausbildungsbetrieb zeigt deutlich eine Studie von Statista aus dem Jahr 2021. Diese Punkte sind für junge Leute in einem Betrieb wichtig:

  • An erste Stelle steht der Wunsch, gut und sicher auf den Berufsalltag vorbereitet zu werden. Danach folgen mehrere gleichbedeutende Punkte.
  • „Ich möchte im Betrieb richtig mitarbeiten und nicht nur Hilfstätigkeiten übernehmen“.
  • „Meine Ausbildung sollte praxisnah sein.“
  • „Ich möchte einen festen Ansprechpartner haben, an den ich mich bei Fragen und Problemen wenden kann.“
  • „Ich will viel Neues lernen.“
  • „Ich möchte eine angemessene Vergütung bekommen.“
  • „Es sollen mir meine Entwicklungsmöglichkeiten im Betrieb für den späteren Beruf aufgezeigt werden.“
  • „Meine Ausbildung soll anspruchsvoll sein und man sollte gefördert werden.“
  • „Die Ausbildung sollte abwechslungsreich sein.“

Hier ist deutlich zu erkennen, was auch andere Studien aussagen, dass den jungen Menschen die Selbstverwirklichung und auch die Chancen zum Weiterkommen besonders wichtig sind. Es gilt also, dass der Ausbilder von Anfang an, Perspektiven aufzeigt und respektvoll mit den "Neuen" im Betrieb umgeht.

Auch können sich viele Auszubildende nicht vorstellen, nach der Ausbildung weiter im Ausbildungsbetrieb tätig zu sein, was nicht nur an der aktuellen "Coronakrise" liegt. Es ist also mit entscheidend, dass Auszubildende auch Interesse haben, nach der Ausbildung im Betrieb weiterhin zu bleiben, dass der "Chef", die "Chefin" einen positiven Umgang mit den jüngeren Mitarbeitern halten.

Ein weiterer wichtiger Fakt ist, dass Händler sich noch mehr Gedanken machen müssen, auf welchen Wegen sie an "gute" Auszubildende kommen können und sich dabei möglichst breit aufstellen.

Für die meisten ist der klassische Weg über Printmedien (meist regionale Tageszeitungen) der einfachste Weg. Das stimmt zwar, jedoch setzen sich junge Menschen mehr mit sozialen Netzwerken auseinander und lesen auch seltener die Tagesszeitung in der eigenen Region. Deshalb sollten auch diese Kanäle für die "Mitarbeitersuche" mehr genutzt werden (dazu kommt der Vorteil, dass keine Kosten, wie bei einer Printanzeige entstehen).

Auch eine gute Möglichkeit ist es, unter den eigenen Angestellten nachzufragen, wer Kinder im "richtigen" Alter hat und ob hier jemand Interesse an einer Ausbildung hat.

Über ein Praktikum versuchen, Auszubildende zu bekommen. Viele Schüler und Studenten sind gern bereit, in einem Unternehmen ein Praktikum zu absolvieren. Hier ist auch ein guter Weg, die Gesamtschulen oder Realschulen (u.a. auch Gymnasien) in der Region zu kontaktieren.

Möglichkeiten, berufserfahrene Mitarbeiter zu finden:

• Agentur für Arbeit und Handelskammern

Natürlich bieten die Bundesagentur für Arbeit und die einzelnen regionalen Jobcenter eine Menge potenzielle Kandidaten für eine neu zu besetzende Stelle, je nachdem, welche Qualifikationen verlangt werden. Machen Sie einen Termin mit einem Ausbildungsberater der Kammer in Ihrer Region. So erfahren Sie auch, wie Ihr eigener Betrieb im Umfeld gesehen wird und wie es um das Image „bestellt“ ist.

Hierbei ist es am besten, wenn dieser Personenkreis in den eigenen Betrieb eingeladen wird. So können sich diese ein besseres Bild machen.

•  Jobbörsen

Jobbörsen im Internet sind immer weiter auf dem Vormarsch – Schätzungen zufolge werden heute schon etwa 30-40  Prozent aller Stellen in Deutschland über diesen Weg besetzt.

•  Stellenanzeigen in Printmedien

Der klassische Weg zur Personalrekrutierung – eine Stellenanzeige in einer regionalen oder überregionalen Tageszeitung.

•  Interne Bewerber

Aber vielleicht sitzt auch schon ein geeigneter Kandidat im eigenen Unternehmen? Ein Blick auf die bereits vorhandenen Angestellten kann nicht schaden!

•  Karriereseiten

Immer mehr Firmen gehen dazu über, die Unternehmenspräsenz im Internet mit einer eigenen Karriereseite zu unterstützen.

•   Soziale Netzwerke

Social-Media-Kanäle wie Xing und Linkedin, aber auch Facebook spielen heute eine wichtige Rolle bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter.

• Anzeigen in sozialen Netzwerken

Facebook (Facebook Adverts) und Google (Google AdWords) bieten zudem die Möglichkeit, Anzeigen für Ihr Unternehmen zu buchen.

•  Persönliche Kontakte

Immer noch mit am wichtigsten. Gerade Kleinbetriebe rekrutieren immer noch einen großen Teil ihrer neuen Mitarbeiter im Kreise von Geschäftspartnern, Freunden, Bekannten und Familienmitgliedern. Aber auch für größere Unternehmen lohnt es sich, auf die Netzwerke der eigenen Mitarbeiter zurückzugreifen.

Dazu macht es Sinn, jährliche Befragungen mit den eigenen  Mitarbeiter  durch zu führen, was Ihnen an ihrer Tätigkeit gefällt und was noch zu verbessern ist.

• Beratungsunternehmen

Personalberater kümmern sich um die Besetzung freier Stellen innerhalb eines Unternehmens. Oft sind dies Führungspositionen und Jobs für Fachkräfte.

"Tatort Einzelhandel"

Neue Herausforderungen für den stationären Handel widmet sich Hans Günter Lemke in seinem neuen Buch "Tatort Einzelhandel" und beschreibt, wie sich der Handel stärker vom Internet und auch von anderen Wettbewerbern in seinem Umfeld abheben kann.
Themen sind unter anderem auch „Der Außendienst als Partner“, „Neuromarketing im Gespräch“, „Preisgesprächsführung“, „Einsatz von Social Media und Onlineshops“ oder auch „Wie ich neue Mitarbeiter und Auszubildende gewinnen kann“. Viele Tipps, Ideen und Checklisten für den täglichen Einsatz runden das Fachbuch ab.

Infos und Bestellung unter: www.lemke-training.de oder per Mail: info@lemke-training.de 



LZdirekt.de veröffentlicht in loser Folge Gastbeiträge von Branchenexperten zu Themen rund um den POS und den Lebensmittelhandel.




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