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Gastbeitrag

Mobbing am Regal: Das kannst du tun

IMAGO / agefotostock

Mobbing kann jeden treffen. Doch was dann tun? Die Psychologin und Gastautorin Corinna Häsele gibt praktische Tipps.

Andi (28 Jahre) ist sehr ehrgeizig und hat es bereits zum stellvertretenden Marktleiter eines mittelgroßen Lebensmittelmarktes gebracht. „In diesem Job bist Du Mädchen für alles, ich bin den ganzen Tag auf den Beinen,“ erklärt er.

Überall springt Andi ein, wenn Not am Mann ist, egal ob bei der Kassa, Warenübernahme, Einschlichten oder wenn eine Hauszustellung zu machen ist. „Die Aufgaben haben sich stark verändert, wir mussten uns jeden Tag an die neuen Gegebenheiten anpassen und unter hohem Zeitdruck flexibel auf die neuen Anforderungen unserer Kund:innen reagieren.“

Aggressive Stimmung und aufgestaute Emotionen

Die letzten zwei Jahre waren auch für Andi stressig, auch wenn er das nicht gerne zugibt, sein Aktivierungsniveau ist dauerhaft deutlich erhöht. Eine besondere Herausforderung für Andi ist die zunehmend aggressive Stimmung und die aufgestauten CovidEmotionen, die sich in seinem Geschäft entladen. „Die aufgeheizte Stimmung hat sogar dazu geführt, dass Kolleg:innen sich gegenseitig mobben und wir nicht mehr als Team agieren.“

Wenn sich Emotionen über einen längeren Zeitraum hinweg aufstauen, reagieren sich die innerlich unausgeglichenen Mitarbeiter:innen an anderen Mitarbeiter:innen ab.
Es entstehen Gerüchte über nicht oder nicht ausreichend gut geleistete Arbeit und Kolleg:innen die sich in einer schwächeren Position befinden laufen Gefahr, auf abwertende oder respektlose Art behandelt zu werden.
Mobbing ist oft ein Versuch, eine Kolleg:in als Konkurrent:in zu schwächen.

Das Gefühl, Macht über andere auszuüben und sich über andere zu stellen, indem man sie entwertet, führt bei manchen Menschen schlicht dazu, sich besser zu fühlen.

Offen kommunizieren

Vielleicht hat Andi das Problem ohne dies zu wollen, auch noch verschärft, weil er eine besonders hilfsbereite Kollegin häufiger eingeteilt hat als andere, gerade dann, wenn besonders viele Arbeitsausfälle waren, war sie immer da.
Über die Autorin
Corinna Häsele  ist Psychologin und Unternehmerin (Better linked) und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Medien-, Event- und Veranstaltungsbusiness. Seit 15 Jahren beschäftigt sie sich mit EMDR, „wingwave®“ (Ausbildung 2020), Organisations- und Führungsthemen mit laufender Weiterbildung.
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Andi hat es verabsäumt, offen zu kommunizieren, warum die Kollegin immer als erstes gefragt wurde, eine Notsituation zu überbrücken. Das führt bei anderen Mitarbeiter:innen dazu, dass sie neidisch reagieren oder sie als unliebsamen Konkurrent:in betrachten. Mobbing ist oft ein Versuch, eine Kolleg:in als Konkurrent:in zu schwächen.

Wie sollten Sie also reagieren, wenn Sie auf eine Art und Weise behandelt werden, die Ihre persönlichen Grenzen überschreiten.

Die Strategien, die unser Gehirn seit jeher gelernt hat, sind Flucht oder Kampf.
  •  Flucht, indem Sie den Arbeitsplatz verlassen und sich nach einer anderen Stelle umsehen
  •  Kampf, indem Sie sich aggressiv oder wütend gegen Ihre Mobber:innen stellen
Beides sind vielleicht keine idealen Strategien.

Um mit Mobbing am Arbeitsplatz proaktiv umzugehen, empfehle ich auf mehreren Ebenen anzusetzen, um Ihre Resilienz zu steigern und aktiv und offen mit dem Problem umzugehen:

So geht man mit dem Problem um

  • Schaffen Sie sich Netzwerke, die Sie unterstützen. Überlegen Sie sich, wer aus Ihrem beruflichen Netzwerk Sie stärken kann.
  • Sprechen Sie aktiv die Situation an, schalten Sie auch Ihre Vorgesetzten ein. Durch aktive Kommunikation stärken Sie Ihre Selbstwirksamkeit.
  • Dokumentieren Sie Ihren Arbeitsalltag, notieren Sie alle Projekt- oder Arbeitsschritte, die Sie ausgeführt haben.  Das Vorgehen sichert Sie ab, falls Ihnen mangelnde Arbeitsleistung oder falsche Priorisierung der Arbeit angelastet wird. (Lösungsorientierung) So prüfen Sie aber auch ehrlich, ob Kritik tatsächlich unangebracht ist.
  • Das Wichtigste zum Schluss, arbeiten Sie an Ihrer persönlichen Stärke und Ihrem Fokus – dadurch reagieren Sie zukünftig ruhig und gelassen auf die Angriffe der Mobber:innen (Zukunftsorientierung). Mober:innen freuen sich, wenn Sie aus der Fassung geraten und ihre Emotionen überschießen, oder Sie sich zurückziehen.

Gelassenheit und Ruhe schaffen Sie durch eine einfache, aber effiziente Übung:

Spüren Sie Ihre Füße gut am Boden, Atmen Sie tief durch.
Wo stehen Ihre Füße besonders fest, eher vorne bei den Zehen, auf der Ferse? Links oder rechts oder beide gleich gut? Welcher Punkt Ihrer Füße fühlt sich besonders gut an?

Spüren Sie genau dorthin, wie fühlt es sich genau an, achten Sie auf jedes Detail und atmen Sie dabei ruhig und gleichmäßig, vielleicht immer tiefer. Spüren Sie besonders gut die Verankerung der Füße auf der jeweiligen Oberfläche.


Führen Sie diese Übung so lange durch, bis Sie tief und gleichmäßig atmen und Ihre Füße stark im Boden verwurzelt sind.

Die Effekte der Übung:

Die Konzentration auf wenige cm am Boden verändert Ihren Fokus. Sie sind mit der Aufmerksamkeit ganz bei sich und bringen so Ruhe in Ihren Körper. Die Füße am Boden zu spüren, verankert Sie mit dem Hier und Jetzt. Sie stehen so aufrecht und gerade, fest wie ein Baum, das macht sie stark.

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