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Elektronische Preisauszeichnung

Digitale Preisschilder: Flexibilität in Nullkommanichts

IMAGO / Udo Gottschalk

Zettelwirtschaft war gestern. Durch Electronic Shelf Labels, die herkömmliche Preisschilder schon vielerorts ersetzen, kann aber nicht nur Papier gespart werden. Schließlich geht es um ein digitales Tool, das dem Handel auch mehr Schnelligkeit und Flexibilität garantiert.

Digitale Preisschilder, Electronic Shelf Labels (ESL), verdrängen immer häufiger die klassischen Papieretiketten und könnten in absehbarer Zeit die meisten Läden für sich erobern.

„In fünf bis acht Jahren wird es keine Filiale der weltweiten Top-50-Händler mehr ohne digitale Preisschilder geben“, meint Michael Unmüßig, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung von SES-imagotag. Das Unternehmen zählt zu den führenden Anbietern von elektronischen Regaletiketten.
Hier gibts noch mehr Technik
Der Lebensmittelhandel investiert zunehmend in die Digitalisierung der Läden. Wie High-Tech und Software am Regal, an der Kasse, für Mitarbeiter und Kunden Einkaufserlebnis und Management verbessern können, das zeigt das LZ direkt Whitepaper "Retail Technology" auf insgesamt 28 Seiten. Hier geht's zum Download.
Die jüngsten Entwicklungen bei Lidl, Aldi Nord und Aldi Süd scheinen diese Aussage zu bestätigen. Während die ersten beiden zunächst eine Handvoll ihrer Filialen damit ausstatteten, entschied sich Aldi Süd für eine großflächigere Nutzung: So finden sich die digitalen Preisschilder in über 100 Märkten.

Außerdem will Kaufland verstärkt ESL verwenden und in einigen Läden komplett darauf umstellen. Bislang kamen sie bei der Lidl-Schwester nur im Bereich von Obst und Gemüse zum Einsatz – und das aus gutem Grund.

Digital, effizient, nachhaltig

Denn gerade verderbliche Ware unterliegt häufigen Preisänderungen, die sich dank der elektronischen Regaletiketten in Sekundenschnelle erledigen lassen. Das gilt erst recht, wenn sie an ein sogenanntes Forecasting-System gekoppelt sind. „Damit kann ich vorab festlegen, welche Preisschritte erforderlich sind, um beispielsweise Obst und Gemüse zu einem bestimmten Termin abzuverkaufen und Lebensmittelverschwendung zu reduzieren“, erklärt Cetin Acar, Projektleiter im Forschungsbereich IT des EHI Retail Institute. Indem das Umstecken der Papierschnipsel entfällt, lässt sich nicht nur viel Zeit sparen, sondern auch der Personalaufwand verringern.

Obendrein besteht die Möglichkeit, die Preise an den Regalen und in den Kassenscannern zu vereinheitlichen. Immer vorausgesetzt, dass die Systeme miteinander kommunizieren können, also an dasselbe digitale Netzwerk angeschlossen sind.

Und weil die ESL mittlerweile in verschiedenen Farben produziert werden, „kann man damit auch auf besondere Aktionen hinweisen“, sagt Acar. Eine direkte Interaktion zwischen den schlauen Schildern und den Kunden-Smartphones sei ebenfalls möglich. So könnten weiterführende Informationen etwa zu Inhaltsstoffen, Herkunft und Herstellung eines Produkts zur Verfügung gestellt werden.
Außerdem lassen sich die ESL für die Navigation im Laden nutzen: „Hierbei dienen die Etiketten als Fixpunkte, dank derer man die Kunden mittels Smartphone durch den Store zu den gewünschten Waren lotsen kann.“

Flexibilität als Teil des Erfolgsrezepts

Ein Vorteil der Technik ist auch, rasch auf Preisänderungen und Rabattaktionen der Mitbewerber reagieren und identische Preise auf allen Kanälen bieten zu können. Denn eine solche Omnichannel-Preisstrategie ist heute wichtiger denn je.

Schließlich gibt es immer mehr Verbraucher, die Preise online vergleichen und somit „den Druck auf stationäre Einzelhändler erhöhen, schnell und akkurat auf Wettbewerbspreise zu reagieren, um ihre Marktanteile zu behalten“, erläutert Andrew Dark. Er ist CEO von Displaydata und somit eines Unternehmens, das zu den bekanntesten Anbietern elektronischer Etiketten gehört.
Vorteile auf einen Blick
• Preisänderungen schnell umsetzen
• Geringerer Personalaufwand
 • Mehr Preisdynamik mit Blick auf Angebot und Nachfrage
• Rabattaktionen leichter durchführen
• Weniger Lebensmittelverschwendung
• Omnichannel-Preisstrategie reibungslos gestalten
• Bessere Kundenansprache durch Zusatzinformationen

Angesichts dieser Vorzüge ist es nicht erstaunlich, dass bereits 79 Prozent der Handelsketten ESL einsetzen. Das ergab die EHI-Studie „Technologie-Trends im Handel 2021“. Viele der erforderlichen Prozesse befinden sich zwar noch im Pilotstatus, 54 Prozent der Befragten planen jedoch eine Ausweitung. Anbieter wie Bison können dabei inzwischen auf reichlich Erfahrung zurückgreifen.
Edeka-Händler Andreas Schmid stellte seinen Markt schon 2015 mit Hilfe von Bison auf Electronic Shelf Labels um. Schon damals gelang übrigens die Umstellung reibungslos und ohne großen Installations- und Schulungsaufwand.

In der Technik sehen Verbraucherschützer übrigens gewisse Risiken: So befürchten sie ein ähnliches „Preis-Jo-Jo“ wie an Tankstellen, dass beispielsweise Bier und Chips vor einem großen Sport-Event teurer werden. „Theoretisch wäre das natürlich möglich“, sagt Acar von EHI. „Doch ich denke nicht, dass es dazu kommt. Der Handel möchte sich den Kunden gegenüber als zuverlässig erweisen. Da wäre ein ständiges Auf und Ab der Preise eher kontraproduktiv.“
Zumal es bei den ESL-Lösungen auch darum geht, das Geschäft smarter an die Bedürfnisse der Verbraucher anzupassen. Und indem die Preisauszeichnung im Laden effizienter und wirtschaftlicher wird, bleiben mehr Kapazitäten für die Kundenbetreuung.

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