Veganer und Peta empören sich über ein ausgestopftes Rind in einem Edeka-Supermarkt. Der Shitstorm ist gewaltig. Was tun?
Eigentlich sollte das ausgestopfte Rind Anton im
Edeka im brandenburgischen Hennigsdorf für regionale Wurst werben. Doch der ausgestopfte Körper als Deko für Leberwurst stieß manchen Kunden übel auf und sorgte zunächst
bei Twitter für eine Empörungswelle.
Peta: "Geschmacklose Leichenschändung"
Richtig Fahrt nahm der Shitstorm auf, als die
Tierschutzorganisation Peta sich einschaltete und von einem
„Tierleichen-Skandal“ sprach und einen „makabren und respektlosen Missbrauch eines toten Tieres“ anprangerte. Bettina Eick,
Petas Fachreferentin für Ernährung, spricht gar von einer „geschmacklosen Leichenschändung“. Bis hin zu „Spiegel“ und „FAZ“ schwappte die Aufregung um Anton und Edeka.
Bettina Eick, Peta: "Wir schlagen vor, das Dekor des Supermarkts etwas realistischer zu gestalten: Man sollte eine Nachbildung eines Rinds an einem eisernen Haken von der Decke hängen, den Boden mit literweise Kunstblut, Kot sowie Urin fluten und die Wurstwaren mit Gedärmen verzieren."
Der landwirtschaftliche Betrieb, der mit dem ausgestopften Rind auf sein regionales Angebot aufmerksam machen wollte, hat die Deko inwzwischen wieder abgeräumt.
Angesichts der fast schon
hysterischen Stimmung im Netz womöglich die richtige Entscheidung.
Dennoch stellt sich die Frage, wie Händler sich verhalten sollten, wenn sie in einen
Shitstorm im Netz geraten.
Wie man besser durch den Shitstorm kommt
Christian Wolfram, Kommunikationsexperte bei
Engel & Zimmermann, empfiehlt Händlern zunächst grundsätzlich
mehr vorausschauende Kommunikation: „Verletzen meine Werbung oder mein Social-Media-Beitrag die Gefühle einer Minderheit? Thematisiere ich ungewollt ein Thema, das politischen oder gesellschaftlichen Sprengstoff bietet? Gibt es noch andere Fettnäpfchen, in die ich treten könnte?“
Wer sich an den
irrwitzigen Shitstorm erinnert, als
Basketball-Superstar Dirk Nowitzki in einem harmlosen Werbespot für ING-DiBa bei einem Metzger ein Stück Wurst geschenkt bekommt, weiß, dass beim Thema Fleisch
jede Menge Fettnäpfchen und latente Hysterie lauern.
ING DiBa Werbespot mit Dirk Nowitzki in der Metzgerei
Damals zeigte sich schon ein bekanntes Phänomen, dass auch jetzt immer wieder zu beobachten ist: Dass sich nämlich, so Wolfram,
kritische Stimmen viel stärker mobilisieren als die berühmte schweigende Mehrheit.
Der
Kommunikationsexperte empfiehlt daher, in der Krise vor allem nicht den Überblick zu verlieren.
Deeskalation, um die Situation zu entschärfen, kann ebenso sinnvoll sein wie die Füße still zu halten und den Sturm über sich hinwegziehen zu lassen.
Denn man sollte durchaus auch zu seiner Haltung stehen, wenn es Gegenwind gibt. „Nichts ist schädlicher für die Glaubwürdigkeit, als einen verbalen Rückzieher zu machen und vor kritischen Stimmen einzuknicken. Denn spätestens dann ist der Unmut der anderen Seite vorprogrammiert.“
Denn, und das mag ein Trost sein, so schnell wie ein Shitstorm heraufgezogen ist, so schnell ist er meist auch wieder verschwunden.
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