Anbieter von POS-Technologie unterstützen Supermärkte immer kreativer beim Verkauf unter Corona-Bedingungen. Ein Überblick über die wichtigsten Anwendungsgebiete und Systeme.
Intelligente Zugangskontrolle, Einkaufswagenschleusen, Virenbekämpfung mit UV-Licht und innovative Luftreiniger: In diesen Segmenten finden die auffälligsten Neuerungen statt. Vor allem private Supermarktbetreiber greifen sie gern auf.
Wie Edeka-Kaufmann Sven Komp in Hamminkeln: Er setzt auf eine lasergesteuerte Zugangskontrolle mit einem System der LASE PeCo Systemtechnik in Wesel. Die webbasierte Lösung meldet per App an die Mitarbeiter auf der Fläche alle 30 Sekunden die Belegung des Marktes in Prozent, den sogenannten „Füllstand“. Bei 80 Prozent schaltet es den Monitor am Eingang auf Gelb, bei 90 Prozent auf Rot. „Wir erkennen, wie viele Marktbesucher wir haben und wie viele im Markt wirklich etwas kaufen – und nicht beispielsweise nur zum Bäcker in der Vorkassenzone gehen. Außerdem lässt sich das System mit weiteren Sensoren bei Bedarf erweitern. Wir nutzen es also noch gar nicht voll aus“, sagt Komp.
Ampelsysteme mit Zusatznutzen
Erst der Zusatznutzen macht Ampelsysteme über die Corona-Zeit hinaus wertvoll. So gibt es auf dem Markt umfassende Lösungspakete mit Anbindung an das Unternehmensnetz. Ein Beispiel ist der „3D People Counter“ von Ladenausrüster Wanzl in Leipheim. Ein sensorgestützter Personenzähler erfasst die Kunden.
Hier gibts noch mehr Innovationen
Der Lebensmittelhandel investiert zunehmend in die Digitalisierung der Läden. Wie High-Tech und Software am Regal, an der Kasse, für Mitarbeiter und Kunden Einkaufserlebnis und Management verbessern können, das zeigt das LZ direkt
Whitepaper "Retail Technology" auf insgesamt 40 Seiten. Hier geht's
zum Download.
Das System zeichnet keine Videos auf und erkennt auch keine Persönlichkeitsmerkmale. Wartende vor dem Eingang informiert der Bildschirm sowohl über die aktuelle Personenzahl im Markt als auch über die aktuellen Zutrittsmöglichkeiten. Die maximale Anzahl an Personen ist in Abhängigkeit der Quadratmeter zur Raumfläche einstellbar.
Das System ist an das Store-Management System „wanzl connect“ anschließbar: Mit weiteren Kameras im Markt lassen sich umfassende Daten erheben: beispielsweise, ob sich Kunden sammeln (Zonentracking) oder wie der Kundenstrom in ausgesuchten Sektoren verläuft (Heatmapping). Das hilft bei Marketingaktionen oder etwa der Frage, an welchen Stellen man auf dem Kundenlaufweg am besten einen Themenaufbau platziert. Auch zur Optimierung des Personaleinsatzes oder für die Steuerung der Kassenplatzöffnungen ist das System nützlich.
Wanzl 3D People Counter
Eine Zugangskontrolle dieser Art, ebenfalls mit Anbindung an Analysetools, bietet Checkpoint Systems mit der Lösung „SmartOccupancy“. Der amerikanische Retailtech-Spezialist ist auf dem Gebiet der Kundeneinlass- und Warensicherungssysteme tätig: Kundenzählung durch Türsteuerungssysteme sowie Warensicherung durch RF-Technik in Stelen.
Mehr dazu
Whitepaper
Jetzt herunterladen: 40 Seiten Technik für den POS
Was kann KI? Wobei hilft die Cloud? Auf 40 Seiten zeigen wir im Whitepaper „Retail Technology“ aktuelle Tech-Lösungen für den POS, stellen Ideen von Morgen vor und zeigen wie High-Tech und Software auf der Fläche heute sinnvoll einsetzbar sind. »
Vor allem in privat geführten Edeka-Märkten ist Checkpoint vertreten. Als Beispiel nennt das Unternehmen Edeka Karsten Johst in St. Peter Ording. „Kundeneinlass-Systeme sind sicherer und zuverlässiger als der Personaleinsatz und bieten Zusatznutzen für den Supermarkt – beispielsweise fürs Marketing. Das ist durch die Corona-Krise deutlicher geworden. Viele Systeme werden deshalb auch bleiben, wenn Corona vorbei ist“, sagt Sales-Manager Food Jens Wolter.
SmartOccupancy | Checkpoint Systems
Guter Hygieneschutz
Bei den Einkaufswagenschleusen zur Desinfektion setzen viele Händler auf platzsparende und wartungsarme Geräte. Ein Beispiel ist das Desinfektionsgerät „Desocube“ von Saiko Maschinentechnik in Herford. Es kommt etwa mit dem Platz einer Europalette aus. Der 20-Liter-Tank soll für rund 3.500 Einkaufswagen reichen. Per WLAN-Anbindung meldet sich das Gerät selbst, wenn es eine Störung gibt. Kunden schieben den Wagen ein, drücken nur einen Knopf. Nach dem Knopfdruck desinfizieren sich die Kunden die Hände.
Händler wie Sven Komp in Wesel oder der Marktkauf-Kaufmann Thomas Lehr in Paderborn berichten, dass die Marktbesucher das einfache Prinzip gut annehmen. Dazu sorge es für Vertrauen der Kundschaft in den Hygieneschutz.
Der Desocube im Einsatz.
Einfachheit wirkt verkaufsfördernd: „Durch den Einsatz von Technologien wird nicht nur das Hygienemanagement der Lebensmittelhändler im Rahmen der Corona-Pandemie vereinfacht, sondern auch die Zufriedenheit von Konsumentinnen und Konsumenten auf einem hohen Niveau gehalten“, sagt Dr. Eva Stüber, Mitglied der Geschäftsleitung am Institut für Handelsforschung (IfH) in Köln gegenüber Lebensmittel Zeitung direkt.
Der Ladeneinrichter Topshop1a in Bad Salzuflen ist mit dem System „E-Clean“ auf dem Markt, das neben Griffen von Einkaufswagen auch Körbe reinigt. Ein weiterer Dienstleister in dieser Sparte ist Igefa in Ahrensfelde mit dem Desinfektionstunnel „stream PRO eco“. Der österreichische Dienstleister Trolley Wash Services kommt mit einer mobilen und vollautomatischen Waschanlage zum Super markt. Neu ist die „Trolley Wash Station“, die dauerhaft stehen bleiben kann. Shopbox in Thalheim ist ein weiterer Dienstleister für mobile Einkaufswagenreinigung vor Ort.
UV-C-Licht bekämpft die Viren
Eine neue Methode für die Virenbekämpfung in der Luft ist UV Licht, konkret kurzwelliges ultraviolettes Licht: UV-C-Licht. Es kann künstlich erzeugt und dazu genutzt werden, Viren einschließlich des Covid-19-Erregers sowie Bakterien und Keime zu bekämpfen. Als Paradebeispiel gilt der Hamburger Edeka-Kaufmann Dr. Dirk-Uwe Clausen. In seiner 1.315 Quadratmeter großen Filiale am Standort Alter Güterbahnhof installiert er 31 UV-C-Geräte zur Luftdesinfektion sowie eine UV-C-Kammer zur Desinfektion von Gegen ständen.
Mehr dazu
Technologie
Dieser Edeka-Kaufmann kämpft mit UV-Strahlung gegen Corona
Der Lebensmittelhandel hat bereits viel zum Schutz seiner Mitarbeiter und Kunden gegen Corona unternommen. Ein Hamburger Edeka-Kaufmann testet nun UV-C-Wandstrahler zur Desinfektion der Luft. Das könnte klappen. »
Die Strahler stammen vom Lichtspezialist Signify. Sie sind hoch an Säulen und Wänden installiert und wegen der Strahlenbelastung abgeschirmt. Die UV-C-Strahler desinfizieren vorbeiströmende Luft im oberen Bereich des Raumes. Die Luftzirkulation im Raum bewirkt, dass sich die desinfizierte Luft mit den unteren Luft schichten vermischt. Zudem dient in dem Markt eine Desinfektionskammer zum Desinfizieren von Objekten und gemeinsam genutzten Geräten, beispielsweise Handscannern. Signify wird in Kürze weitere UV-C-Produkte auf den Markt bringen.
Ebenso innovativ bei der Virenbekämpfung sind Luftfilter. Anbieter eines neuen Systems ist die Debetek Vertrieb Nord GmbH in Köln mit den Luftreinigung-Hygieneanlagen „Easy“, eine mobile Anlage, und „RLT“ als Add-on für bestehende Klimaanlagen. Das System zerstöre Coronaviren und beseitige Keime, Viren und Bakterien. Die Technologie verwendet H2O2, das laut dem Unternehmen die Lipid-Schicht in der Hülle der Coronaviren zerstört, diese inaktiviert und unschädlich macht. Die Wirksamkeit hat Debetek getestet. Im Dezember 2020 ist eine 99,94-prozentige Effektivität in der Eliminierung von Coronaviren in Räumen und auf Oberflächen bestätigt worden. Die Geräte müssen nicht permanent laufen und sind geräuschärmer als herkömmliche Luftreiniger.
Service, Sortiment und Hygiene verknüpft indes der „Prevent“ der Harting Technologiegruppe. Der Verkaufsautomat bietet auf Knopfdruck diverse Hygieneartikel wie Gesichtsmasken, Desinfektionstücher und Einmalhandschuhe für den Sofortbedarf, die kontaktlos bezahlt werden können. Er kann damit beispielsweise im Eingangsbereich nützlich sein.