Fast jeder große Lebensmittelhändler rüstet derzeit seine Märkte mit ESL nach. Aldi und Lidl rollen die Technologie europaweit aus. Nachdem Lieferkettenprobleme im vergangenen Jahr den Nachschub erschwerten und die Preise trieben, erholt sich der Markt nun wieder.
Die Discounter ziehen nach
„Wir sehen, dass sich die ESL-Technologie im LEH immer mehr durchsetzt“, berichtet Çetin Acar. Der Technologie-Experte vom
EHI Retail Institute hat kürzlich eine Befragung durchgeführt, wonach von rund 30 befragten mittleren bis großen Lebensmittelhändlern nahezu alle angaben, ESL im Einsatz zu haben.
Rewe als ein Pionier der Technologie ist seit Jahren dabei, seine vielen Märkte mit den Schildchen nachzurüsten.
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Konkret geben die Kölner an, dass jeder seit 2013 „neu eröffnete oder konzeptgetreu modernisierte Rewe-Markt“ ESL erhalte.
Von rund 3.600 Märkten verfügten Stand Anfang des Jahres bereits rund
2.140 Standorte über sogenannte hybride ESL – eine Mischung aus ESL für den Preis und Papieretikett für Produktinfos. Derzeit rollt Rewe eine neue Generation vollgrafischer ESL aus. Diese neuen Schilder hängen bereits in über
330 Märkten, wie Rewe mitteilte.
Doch die
Discounter ziehen nach. Lange zögerten die mit besonders spitzem Stift kalkulierenden Händler bei dem Millioneninvestment. Doch scheint die Kosten-Nutzen-Kalkulation nun für immer mehr Händler aufzugehen. „Wir befinden uns im Rollout und kommen gut voran“, teilt
Aldi Süd mit.
Aldi Nord kündigte bereits vor über einem Jahr den internationalen ESL-Rollout für alle acht Landesgesellschaften an. Bis Ende dieses Jahres will der Discounter die neuen Schilder in allen Ländern verbaut haben.
Das Feld der Ausrüster ist hart umkämpft. Im deutschen LEH mischen vor allem Anbieter wie
SES-Imagotag, Hanshow, Displaydata, Pricer und Solum mit. Viele Anbieter hatten im vergangenen Jahr mit Lieferengpässen aufgrund gestörter Lieferketten zu kämpfen. Dies machte sich auch in gestiegenen Preisen für die ESL bemerkbar. Jedoch scheinen sich diese nun wieder zu erholen, heißt es aus
der Branche.
Bluetooth-Funk soll neuer Standard werden
Aufgrund des breiten Einsatzes der Technologie will eine Initiative einen
einheitlichen Funkstandard etablieren. Denn bislang erfolgt die Steuerung der ESL je nach Hersteller auf unterschiedlichen Wegen und Frequenzen. Künftig soll es einen Funkstandard auf Basis der Bluetooth-Technologie geben.
Die Bluetooth Special Interest Group als Dachorganisation der Technologie hat mit Branchenteilnehmern wie Chiphersteller Qualcomm und ESL-Anbieter SES-Imagotag den neuen Standard entwickelt. Bisherige Bedenken von Händlern gegenüber ESL-Technologie, was Herstellerbindung, Interoperabilität und Skalierbarkeit betrifft, sollen damit der Vergangenheit angehören. Bei
Lidl (
siehe oberes Video) sind inzwischen alle Obst-&-Gemüse-Abteilungen mit ESL ausgestattet sowie die Aktionsbereiche. „Der weitere Rollout schreitet weiterhin planmäßig sukzessive voran“, teilte Lidl auf Anfrage mit.
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Dass zuerst
Obst und Gemüse die neuen Schildchen bekommen, ist kein Zufall. Ähnlich wie bei Schwester
Kaufland will auch Lidl ESL nutzen, um die verderbliche Ware vor Ladenschluss auf Knopfdruck zu reduzieren. Das soll Abschriften vermeiden und gleichzeitig Lebensmittelverschwendung verringern.
Dynamic Pricing nur für Preissenkungen
Die Möglichkeit zur schnelleren Preisänderungen durch die digitalen Schildchen löst aber auch Sorgen aus. Die
Furcht vieler Verbraucher vor „Tankstellenpreisen“, die untertägig schwanken, hat sich aber bislang nicht bewahrheitet. EHI-Experte Acar verweist auf den vorprogrammierten Frust der Kunden an der Kasse, wenn plötzlich Ware teurer ist, als eben noch am Regal angezeigt.
„Technisch ist Dynamic Pricing möglich. Aber es wird im Lebensmittelhandel keine große Relevanz gewinnen, da die Preissensibilität der Kundschaft sehr hoch ist.“
„
Dynamic Pricing ist und bleibt kein Thema.
Entsprechendes ist auch aus dem Handel zu hören: „Dynamic Pricing ist und bleibt kein Thema“, heißt es bei Rewe. Der Fokus bezüglich des Einsatzes von ESL bleibe die kundenfreundliche und rechtssichere Preisauszeichnung. Auch Aldi Süd plant nach eigener Aussage keine Dynamic-Pricing-Initiative.
Eine Herausforderung bleibt der hohe
Ressourcenaufwand für ESL, die derzeit meist mit Knopfzellen laufen. „Auch in der IT spielt Nachhaltigkeit eine Rolle“, sagt Acar. Bei ESL seien die vielen Batterien ein Problem, die alle paar Jahre gewechselt werden müssten. Erste Hersteller bieten bereits Modelle an, die per Solarmodul die Marktbeleuchtung als Energiequelle nutzen.
Der Beitrag erschien zuerst im
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