Kolbrücks Kracher: Pöbel-Kunden machen krank
Kolbrücks Kracher

Pöbel-Kunden machen krank

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Immer häufiger meinen Kunden, sie müssten sich aufführen wie im Wilden Westen.
Immer häufiger meinen Kunden, sie müssten sich aufführen wie im Wilden Westen.

Beschimpft. Beleidigt. Belästigt. Der Job am POS wird offenbar immer härter. Eine Verkäuferin sagt: „Ich fühle mich dauernd bedroht“. Kein Einzelfall.

Wer sich in den einschlägigen Internet-Foren, in den sozialen Medien und WhatsApp-Gruppen umtut, der bekommt eine volle Ladung Frust zu lesen.

Der Kunde ist immer öfter außer Rand und Band und von allen guten Geistern verlassen. Erzählungen über gewaltbereite und beleidigende Pöbel-Kunden scheinen beinahe Alltag. „Konflikte mit aggressiven Kunden im Einzelhandel nehmen zu“, warnt gerade die Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW).

Vor allem an der Kasse bekommen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den gesamten Frust ab über Pandemie, Maskenschutz und vermutlich den ganzen Rest des Lebens. 

Da sind die Kunden, die sich trotz wiederholter Mahnung keine Maske aufziehen wollen, Corona-Leugner, die sich über die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lustig machen, jene die frech mit Impfausweisen oder Attesten wedeln und jene, die einfach auf anderen herumhacken wollen. Gerade so wie im dem Lied von Konstantin Wecker "Einen braucht der Mensch zum Treten ...“

Geschockt sind die Menschen am POS dann nicht nur von bösen und blöden Sprüchen oder persönliche Beleidigungen, sondern auch davon, dass es sich zuweilen um Stammkunden handelt. Jahrelang freundlich und dann – zack - nur noch unflätige Sprüche ausspucken. Das erleben viele Verkäuferinnen und Verkäufer.

Der Kunde lässt die Hose runter

Wer „nur“ beleidigt oder wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt wird, darf fast schon „erleichtert“ sein.

In einem Discounter in Heilsbronn ließ ein Maskenverweigerer an der Kasse gerade erst die Hose runter. Anzeige.

Andernorts werfen renitente Maskenverweigerer mit Todesdrohungen um sich oder randalieren direkt im Markt.

Nur ein Beispiel: Tatort Verbrauchermarkt in Pressig. Da erstattete eine Angestellte Anzeige. „Weil sie vor genau einer Woche einen 45jährigen Mann darauf hinwies, dass dieser coronabedingt das Geschäft nur mit einem Einkaufswagen betreten dürfe, sei dieser völlig ausgerastet und habe seinen ganzen Groll an der Geschädigten ausgelassen. Neben seines unbeherrschten und aggressiven Auftretens beleidigte und bedrohte er die Frau auf das Übelste“, heißt es im Polizeibericht.

Die Mitarbeiterin musste für mehrere Tage krankgeschrieben werden.

Alles Einzelfälle?

Kaufleute bestätigen mehr Problemfälle

Dass verbale und handgreifliche Konflikte mit Kunden zugenommen haben, bestätigen auch die Kaufleute des POS-Profi-Clubs von LZdirekt.

Mehr als jeder dritte Händler (38 Prozent) sagt laut einer Umfrage unter den 320 Kaufleuten des POS-Profi-Clubs, dass Kunden im Verhalten schwieriger geworden sind. Eigentlich haben sogar noch viel mehr Kaufleute diesen Eindruck. Doch die Mehrheit (45 Prozent) glaubt, dass dies vor allem an Maskenpflicht und Einlassbeschränkungen liege. Eines Tages würde sich die Lage und die Menschen wieder beruhigen.

Ich bin da übrigens nicht so optimistisch, dass sich das Pöbeltum wieder legt. Wenn die Zahnpasta einmal aus der Tube ist, bekommt man sie nur ziemlich schlecht wieder rein. 

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