Lange Schlangen vor der Essensausgabe, bittere Kälte, Kummer um verlorene Angehörige, keine Perspektive. So sieht es im bosnischen Flüchtlingscamp in Lipa aus. Edeka-Kaufmann Hajrudin Jusic weiß genau, wie sich das anfühlt. 1992, im Alter von neun Jahren, flüchtet er zusammen mit seiner Mutter aus Bosnien nach Deutschland. Seinen Vater und seinen Bruder hat er im Krieg verloren. Es war eine Flucht nach vorn. Heute führt er gemeinsam mit seiner Frau Suada erfolgreich zwei Supermärkte in München.
Er hat die schweren Zeiten nicht vergessen und engagiert sich deshalb in besonderem Maße für Flüchtlinge. Im Januar 2021 sammelt er Spenden in Höhe von 27.000 Euro. Und kauft dafür Dinge zum Einkaufspreis, die für sie überlebenswichtig sind. Gemeinsam mit Helfern aus der bosnischen Community in München packt er 1.000 Tüten. In jeder Tüte befinden sich zwei Zahnbürsten, zwei Zahnpasten, zwei Seifen, zwei Shampoos, eine Decke, ein Paar Handschuhe, eine Mütze, ein Schlafsack und ein Keks.
Der schwierigste Teil der Arbeit besteht allerdings darin, die Verteilung der Hilfe so zu organisieren, dass sie in die richtigen Hände gelangt. "Dieser Teil wurde dank unserer Gemeinde "Tevhid eV" unter der Leitung von Mirza Dzafic erfolgreich realisiert, die uns bei der Organisation, den Papieren und anderen Dingen sehr geholfen hat", erklärt der Kaufmann.
Einzelpersonen stellen kostenlos zwei LKWs zur Verfügung, während andere die Reisekosten übernehmen. Einfach ist alles möglich, wenn viele Hände zusammenarbeiten. So kommen 1.000 Hilfspakete in die richtigen Hände, 850 werden im Lager "Lipa" verteilt und etwa 150 Pakete im Flüchtlingslager "Borici", in dem Familien mit Kindern untergebracht sind.
In diesem Video-Interview aus dem Jahr 2016 erzählt der Kaufmann seine Geschichte.